Keine Frage des Geldes

Wenn Finanzsenator Sarrazin zur Bundesbank wechselt, zieht ihn mehr die neue Aufgabe als das dickere Gehalt an

Am Dienstag ist endgültig Schluss mit den fast zwei Jahren währenden Spekulationen über die Zukunft von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD). Spätestens dann müssen sich der Senat und die Regierungskollegen in Potsdam einig sein, ob sie Sarrazin für einen frei werdenden Posten bei der Bundesbank nominieren – die beiden Länder haben turnusmäßig das Vorschlagsrecht. Donnerstag berät der Finanzausschuss des Bundesrats darüber, die Entscheidung fällt im Plenum der Länderkammer am 6. März. Das Votum gilt aber lediglich als Formalie: Berlin und Potsdam werden Sarrazin nur nominieren, wenn die Sache mit den Bundesländern abgeklärt ist.

Auf den ersten Blick überrascht es, dass Sarrazin an dem Bundesbank-Job Interesse hat. Denn das Geld allein kann es nicht sein, weshalb er zum 1. Mai von Berlin nach Frankfurt/Main ziehen will. Ein Bundesbänker verdient zwar mit 221.000 Euro jährlich über anderthalbmal so viel wie ein Berliner Senator. Aber Sarrazin hat oft zum Ausdruck gebracht, dass er sich nicht über die Höhe seines Gehalts definiert. „Ich bin gerne ordentlich angezogen“, sagte er der taz, „aber von welcher Marke mein Anzug ist, spielt keine Rolle.“

Dazu kommt: Der Vorstandsjob gilt zwar als „prestigeträchtig“. Doch de facto ist die Macht der Bundesbank seit der Euro-Einführung deutlich geschrumpft. Zinsen und Geldmenge werden zwar immer noch in Frankfurt kontrolliert. Die Entscheidungen fallen aber in der Europäischen Zentralbank. Und dort redet nur ein Bundesbanker mit – der Vorstandschef Axel Weber. Dessen Job wird aber nicht frei.

Ein Wechsel könnte für Sarrazin dennoch reizvoll sein, weil er ihm mit fast 64 Jahren eine neue Aufgabe bringt. In Berlin hatte Sarrazin sein Hauptziel schon im Mai 2007 erreicht, als er einen ausgeglichenen Haushalt vorlegte. Vergangenes Jahr konnte er sogar 1 Milliarde Euro Schulden tilgen. Doch mehr war schon vor der Finanzkrise mit SPD und Linkspartei nicht zu machen, die angesichts guter Zahlen wieder mal was ausgeben wollten.

Welche Funktion Sarrazin bei der Bundesbank übernehmen könnte, ist offen. Chef-Bänker Weber will die Zuständigkeiten offenbar neu verteilen. Möglich wären Themen wie Zahlungs- und Bargeldverkehr und Verwaltung der Währungsreserven. Ein Arbeitsfeld gilt als besonders spannend: Die Bundesbank ist mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht für die Bankenaufsicht verantwortlich. Den Finanzinstituten aufs Geschäft schauen und dazwischenhauen, wenn etwas falsch läuft – das dürfte nach Sarrazins Geschmack sein. STEFAN ALBERTI