Junge Wissenschaftler werden schelcht bezahlt: Universitäten beuten ihre Elite aus

Nachwuchswissenschaftler werden nach einer Untersuchung von Ver.di oft zu schlecht bezahlt und erhalten zu wenig Unterstützung bei der Karriereplanung. Die Technische Universität schneidet noch recht gut ab.

Wissenschaft lohnt sich nicht immer Bild: DPA

Die Technische Universität (TU) betreut ihre Doktoranden besonders gut und gibt ihnen faire Arbeitsverträge. Das ist das Ergebnis einer Studie über die Arbeitsbedingungen von Nachwuchswissenschaftlern an drei Universitäten, die die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di am Freitag vorgestellt hat. Rund 931 Nachwuchswissenschaftler der Universitäten Oldenburg und Jena sowie der TU hatten sich an der Umfrage beteiligt. Das sind rund 20 Prozent der befristet beschäftigten wissenschaftlichen Mitarbeiter an den drei Hochschulen. Der Befund: Viele wissenschaftliche Mitarbeiter werden ausgebeutet, die an der TU können noch am ehesten mit ihrer Situation zufrieden sein.

Zurzeit promovieren in Deutschland rund 100.000 Menschen, weitere 20.000 sitzen an ihrer Habilitation. Sie bilden den sogenannten wissenschaftlichen Mittelbau. Über 40 Prozent der Befragten haben eine Halbzeitstelle - doch statt der 20 bezahlten Stunden arbeiten sie im Schnitt rund 38 Stunden pro Woche, also fast so viel wie auf einer Vollzeitstelle. "Die Studie hat eine unterbezahlte und überproportionale Mehrarbeit nachgewiesen", sagt Hans-Jürgen Sattler, der Ver.di-Experte für Wissenschaft. An der TU sei das anders, weil die Selbstverwaltung stärker ausgeprägt sei, so Sattler. Im Vergleich zu den beiden anderen untersuchten Universitäten habe die TU auch die meisten Vollzeitstellen für wissenschaftliche Mitarbeiter. Er geht aber davon aus, dass auch an anderen Hochschulen mehr Vollzeitstellen finanziert werden könnten. Einen Anreiz, mehr Vollzeitstellen zu schaffen, soll der sogenannte Risikozuschlag bieten. Das soll ein Fonds werden, in den die Hochschulen einzahlen, um ihre Mitarbeiter nach dem Ende des befristeten Arbeitsvertrags bezahlen zu können.

Viele Promovierende würden sich mit ihrer Promotion allein gelassen fühlen, sagt Dieter Grühn, Koautor der Studie: "Wenn 90 Prozent nicht an der Universität bleiben, müssen sie sich auf ihre Karriere nach der Uni vorbereiten." Er fordert eine Anlaufstelle für Promovierende, an der sie sich über ihre Karriereplanung nach der Doktorarbeit informieren können. An der TU gibt es dafür bereits ein "Nachwuchsbüro". Außerdem hat sich in Berlin eine "Landesinitiative Mittelbau" gebildet, die sich für die Belange der Nachwuchswissenschaftler einsetzt.

Ein weiterer Vorteil an der TU besteht darin, dass die Stellen dort auf fünf statt auf die üblichen drei Jahre befristet sind. Das ist nahezu deckungsgleich mit den durchschnittlich 5,7 Jahren, die für die Promotion benötigt werden. Abschließend sagt Sattler: "Die Studie war ein Anfang. Das muss nun in die Forderungen der Tarifverhandlungen und die Politik eingehen."

FRANZISKA BÖHL

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