Die linke Szene greift die Post an: Brennende Fahrzeuge, beschmierte Briefkästen

Die linke Szene greift die Post an, weil sie Geld mit der Bundeswehr verdient. Für die Post ist das ein normaler Kunde, nur Panzer als Briefmarkenmotiv mag sie nicht.

Neuer Lieblingsadressat für Anschläge linker Gruppen Bild: dpa

Die militante Szene in Berlin hat ein neues Ziel für sich entdeckt: die Post. Seit Januar brannten nach Angaben der Polizei drei Fahrzeuge der Post-Tochter DHL, außerdem wurde eine Postfiliale in der Kreuzberger Ritterstraße im März großflächig mit grüner Farbe beschmiert. Auch viele Briefkästen sind nicht mehr gelb lackiert, sondern grün angemalt. Wie viele genau, ist nicht bekannt: "Die Briefkästen zählen wir nicht", sagt Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. Die Sachbeschädigungen seien "mit Sicherheit politisch motiviert". Hinweise auf die Täter gebe es nicht.

In der linken Szene läuft derzeit eine Kampagne gegen die Post. Der Konzern sei ein "herausragendes Beispiel für die Privatisierung der Kriegsführung", heißt es auf einer einschlägigen Seite im Internet. Das im Jahr 1995 privatisierte Unternehmen ist bis heute für die Feldpost der deutschen Soldaten zuständig. Darüber hinaus befördert die DHL etwa Pakete "zur Versorgung der militärischen und zivilen Dienststellen der Bundeswehr in Deutschland und im Ausland", wie es in der Auftragsbeschreibung der Bundeswehr heißt, und erhält dafür 3,4 Millionen Euro pro Jahr. Außerdem bewirbt die DHL sich derzeit um einen Milliardenauftrag der Bundeswehr, die einen Großteil ihrer Logistik auslagern will.

Auf den Kampagnen-Webseiten wird das DHL-Logo zu dem Namen "Deutsche Heeres Logistik" verfremdet. Die Initiatoren werfen der Post auch logistische Leistungen für das US-Militär im Irak vor: Das Unternehmen sei dadurch "unmittelbarer Kriegs- und Besatzungshelfer". Die Post kann das alles nicht nachvollziehen. "Die Bundeswehr ist ein Teil der Bundesrepublik Deutschland und für uns ein Kunde wie jeder andere auch", sagt Post-Sprecher Uwe Bensien.

Auch jenseits von Berlin gerät das Unternehmen ins Visier: In Hamburg brannten im März in einer Nacht gleich fünf Kleintransporter aus. In Nürnberg wurde eine Packstationen mit roter Farbe übergossen. Im Februar traf es eine Packstation in Wuppertal. Der Konzern schweigt dazu, wie oft er schon das Ziel solcher Angriffe wurde. DHL-Sprecher Claus Korfmacher: "Im zuständigen Fachbereich hat man mir gesagt, dass es sich dabei um konzerninterne Informationen handelt, und die veröffentlichen wir grundsätzlich nicht." Das ist so nicht ganz richtig, weil die DHL in ihren Pressemitteilungen regelmäßig Interna veröffentlicht. Etwa die frohe Botschaft: "eBay und Deutsche Post verlängern Zusammenarbeit" - damit schmückt man sich gerne. Die Beschädigungen wegen der Zusammenarbeit mit der Bundeswehr scheint der DHL dagegen unangenehm zu sein.

Aber ein bisschen antimilitaristisch ist die Post dann doch. Das Unternehmen bietet Kunden die individuelle Gestaltung von Briefmarken an. Wer einen "Plusbrief individuell" verschicken will, kann der Post digital ein Foto schicken und sich einen Satz Briefumschläge bestellen, auf denen das Foto als Motiv in der Briefmarke zu sehen ist. Fotos von Bundeswehr-Panzern lehnt die Post aber ab. "Wir wollen keine anstößigen Motive", sagt Post-Sprecher Bensien. Die individuellen Marken sollten "ein schönes Produkt" sein und "keine gewaltverherrlichenden oder militaristischen Motive" enthalten.

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