… DER AAL?
: Sich die Reise abnehmen lassen

Ein Aal alleine ist ja schon eklig genug. Aber 140.000 dieser glatten Schlangendinger? Der Gedanke an einen derartigen Fischschwarm reicht für ein Jahr Dauerekelschauer – bei den meisten Menschen jedenfalls.

Ganz anders empfindet bestimmt Lars Dettmann, Geschäftsführer des Landesfischereiverbands Brandenburg, bei diesen Fischmengen. Am Donnerstagnachmittag sind 140.000 Jungaale in die Havel gesetzt worden. Damit aber nicht genug: 3,4 Millionen dieser Viecher sollen dieses Jahr in die Elbzuflüsse Deutschlands gesetzt werden.

Das alles geschieht allerdings nicht aus blinder Verehrung für den Aal, vielmehr geht es um das nackte Überleben der Fischer. Das Ekeltier ist nämlich ihr Brotfisch. Dettmann erklärte das in einer Mitteilung am Donnerstag so: „Der Aalfang macht den übergroßen Anteil ihrer Einnahmen aus; nimmt man den Fischern den Aal weg, sind die Fischer weg.“ Dumm nur, dass der Aal gleichzeitig zu den am stärksten gefährdeten Fischen in Deutschland gehört. Die Tiere schaffen meist die weite Reise aus dem Atlantik in die Elbgewässer nicht. Aale laichen im Meer, und nach etwa drei Jahren kommen die Glasaale (Jungaale) in die europäischen Flusssysteme. Wissenschaftler haben nach Angaben des Fischereiverbandes herausgefunden, dass jährlich nur noch 1 Million Jungaale die Reise machen. In den 1970er-Jahren waren es noch 28 Millionen.

Unter diesen Umständen muss Fischern und Fischen natürlich geholfen werden. Auch die EU beteiligt sich an den Kosten – zu 80 Prozent. Wenn so viele Seiten Interesse am Aal bekunden, kann das Tier so eklig nicht sein. AE Foto: Archiv