Protest gegen Massenabschiebung in Berlin-Schönefeld: Samba verhallt im Fluglärm

Rund 200 Menschen protestieren am Flughafen Schönefeld gegen eine Massenabschiebung nach Vietnam, können den Abflug aber nicht verhindern.

Die Demonstranten auf dem Flughafengelände Bild: dpa

Die Sambagruppe hat es als Erste geschafft. Direkt vor dem Eingang des Terminal A vom Flughafen Schönefeld protestiert sie lautstark gegen eine geplante Massenabschiebung von rund 100 Vietnamesen nach Hanoi. Genehmigt war nur eine Kundgebung mehrere hundert Meter von dem Terminal entfernt.

Doch nicht alle wollten sich damit zufrieden geben. "Da hinten hört uns doch keiner", sagt einer der Aktivisten, die sich schnell zu der Sambagruppe gesellen. 40 Demonstranten stehen und sitzen schließlich direkt vor dem Terminal. "No border, no nation, stop deportation", rufen die Demonstranten zwischen den Sambaklängen. Auf Transparenten fordern sie "Keine Massenabschiebungen, keine Grenzen".

Die Polizei lässt die Demonstranten gewähren - für eine Weile. Nach einer halben Stunde versucht sie zunächst, die Demonstration aufzulösen, kesselt sie schließlich ein und transportiert sie knapp hundert Meter weit weg, an den Rand der Straße. Zeitgleich taucht eine weitere Gruppe mit Bannern und Plakaten direkt vor dem Eingang des Terminals auf. Sie wird nach wenigen Minuten ebenfalls umstellt und vom Platz gebracht.

Im Terminal läuft es deutlich ruppiger ab. Mehrere Dutzend Demonstranten, denen es teilweise mit Transparenten und Flyern gelungen ist, in die Vorhalle zu gelangen, werden von den Polizisten sofort wieder ins Freie gebracht. Die Polizei spricht von zwei Festnahmen wegen "aktiven Widerstands" und insgesamt rund 200 Demonstranten.

Derweil bleibt es bei der Kundgebung in der Nähe des S-Bahnhofes ruhig. Clowns bewegen sich unter den kritischen Blicken von Polizisten in Zeitlupe einige Meter in Richtung Flughafen, um dann lachend wieder zurückzukehren, Kinder spielen, es laufen Redebeiträge. "Es kann nicht sein, dass in Deutschland sozialisierte, teilweise hier geborene Personen abgeschoben werden", sagt Thuy Nonnemann vom Berliner Migrationsrat.

"Ich stehe Abschiebungen grundsätzlich skeptisch gegenüber", begründet Nina Amelung ihre Teilnahme an der Kundgebung. "Das Verfahren ist viel zu intransparent." Während sie bei dem offiziellen Teil der Proteste bleiben will, zeigt sich Antje Simnack vom Brandenburger Flüchtlingsrat froh, dass auch deutlich näher am Terminal demonstriert wird. "Man muss auch manchmal die gesetzten Grenzen überschreiten", sagt sie.

Zufrieden sind jedoch nicht alle: "Wie können wir zufrieden sein, wenn die Menschen abgeschoben werden?", fragte ein Aktivist. "Wir haben nicht erreicht, was wir wollten." In der Tat: Gegen halb sechs startet der Air-Berlin-Flug. An Bord befinden sich neben den 100 Vietnamesen aus verschiedenen Bundesländern vermutlich rund 60 Polizisten, schätzt der Berliner Flüchtlingsrat. Finanziert werde der Flug von der europäischen Grenzschutzagentur Frontex.

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