Franzosen kaufen Wall

WERBUNG Hans Wall, wichtiger Kulturmäzen in Berlin, verkauft seine Anteile an Konkurrenz

Der Junior ist eingeschnappt: Warum die Wall AG verkauft wurde, spiele keine Rolle, sagt Daniel Wall als Erstes auf der Pressekonferenz am Dienstag. Das sei eine persönliche Entscheidung seines Vaters, und einzig das Ergebnis zähle. „Aber ich bin enttäuscht“, gibt der 41-Jährige zu. Am Wochenende hatte Hans Wall dem Außenwerber JC Decaux seinen Anteil von 50 Prozent überlassen. Der französische Konzern wird damit Mehrheitseigentümer und besitzt 90,1 Prozent der Anteile. Dem Sohn und Vorstandsvorsitzender Daniel Wall bleiben nur noch 9,9 Prozent.

Die Wall AG, die Werbeflächen unter anderem an Bushaltestellen und öffentlichen Toilettenhäuschen vertreibt, ist nach eigenen Angaben die Nummer zwei auf dem deutschen Außenwerbemarkt. Allerdings hatte sie in letzter Zeit mit Umsatzeinbußen von mehr als 10 Prozent zu kämpfen, der Gewinn sank mehr als 3 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

Sponsoring geht weiter

Es fehle an Finanzkraft, gibt Hans Wall zu – auch um kommende Ausschreibungen für Werbeflächen in deutschen Städten zu gewinnen. „Wir können keine neuen Mitarbeiter einstellen und nicht expandieren“, sagt er. Trotz Verkauf werde das Geschäft in Berlin weitergeführt, auch Arbeitsplätze seien nicht gefährdet, im Gegenteil, man könne mit der Zusammenführung den Standort Berlin noch ausbauen. Auch das Sponsoring für Baudenkmäler, für das Wall bekannt ist, werde weitergeführt.

Die Wall AG lag bis zuletzt in Streit mit ihrem größten Konkurrenten JC Decaux . Heftigen Ärger hatte es zuletzt gegeben, als beide ihre Vertriebe zusammenlegen wollten und Wall dies platzen ließ. Noch im Sommer hatte der schwäbische Patriarch ausgeschlossen, die Mehrheit abzugeben. Nun bekennt er: „Die Decaux sind mir ans Herz gewachsen.“ Die Familien wollten sich bald besuchen, er absolviere bereits Sprachkurse.

Dabei spricht der neue Großaktionär der Wall AG, Jean François Decaux, akzentfrei Deutsch und ist sichtlich über den Deal zufrieden. „Wenn man sich beide Firmen anschaut, haben wir die besten Produkte der Welt“, sagt er selbstsicher. Und: „Ich hab ab heute einen deutschen Bruder.“ Der sieht das noch anders. GIW