… DER MEHRINGHOF?
: In Würde altern

Im Alter neigt sich’s leicht zur Milde: Das weiß die taz aus eigener Erfahrung – und auch bei manchen Weggefährten aus den guten alten Zeiten haben nicht mehr alle einen an der Waffe: „Solidarität ist eine WaffeL“ heißt es deshalb am Samstag anlässlich des 30. Geburtstags des Mehringshofs in Kreuzberg – und wir wollen ergänzen: So luschig sich das anhört, es ist es ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Das hübsche Alter steht den schönen Höfen mit ihren vielen Läden, MieterInnen und Projekten nur zu gut. Fast wären wir geneigt zu jubilieren: Je älter diese Höfe werden, desto schöner werden sie! Von Milde also soll getragen sein, was hier nun folgt. Wer nach 30 Jahren Arbeit noch sein Plenum achtet, dem sei gegönnt, mit Ruhm bedacht zu werden: Denn wenn’s um wichtige Entscheidungen geht, tagt in den Mehringhöfen heute noch das Mieterplenum. Und der Ermittlungsausschuss ermittelt dort nun schon seit 30 Jahren – ein Ende ist nicht in Sicht. Auch sonst ist manches beim Alten geblieben, aber vieles heute nur zu akuell: Krieg und Zwang und Staat und Frauen und Männer und alle anderen und alles andere. Deshalb ist am Samstag in den Höfen nicht nur heiteres Luftballonaufblasen, sondern auch Gedenken angesagt. An die guten HausbesetzerInnen, an die heut Geknechteten, an die zapatistische Bewegung und den Drogenkrieg in Mexiko. Gedenken mit Mucke, Cocktails und Oho. Ihr seht schon: Diese Rubrik ist doch nur Werbung. Zum Geburtstag. Denn Solidarität ist eine WaffeL. MK Foto: Archiv