Reinigungskräfte lassen Schmutz liegen

ARBEITSBEDINGUNGEN Zum zweiten Mal in dieser Woche treten GebäudereinigerInnen in den Warnstreik

Klar, dass der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am „Welttag für menschenwürdige Arbeit“ demonstrieren muss: Zu der Kundgebung vor dem Bundesaußen- und dem Bundesarbeitsministerium und anschließender Demonstration zum Brandenburger Tor kamen am Mittwochnachmittag einige hundert Menschen. Mittendrin befand sich eine Gruppe von knapp 100 Menschen, die Streikwesten über ihren blauen Kitteln trugen. Die Berliner GebäudereinigerInnen waren eigens in den Warnstreik getreten, um an der Aktion teilzunehmen.

Es war schon ihr zweiter Arbeitskampf in dieser Woche. Am 5. Oktober beteiligten sich die in der IG Bauen, Agar, Umwelt (IG BAU) organisierten Reinigungskräfte an einem bundesweiten Warnstreik. An diesem Tag hatte eine bundesweite Urabstimmung begonnen, denn die Tarifverhandlungen sind gescheitert. Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 850.000 Beschäftigten in der Reinigungsbranche eine Gehaltserhöhung von 8,7 Prozent sowie einen Stufenplan der Ost- auf das Niveau der Westlöhne. Für die tariflich Beschäftigen beträgt der Mindestlohn derzeit in Berlin in der Lohngruppe 1 genau 8,15 Euro, in Brandenburg 6,58 Euro. „20 Jahre nach dem Fall der Mauer kann es nicht mehr akzeptiert werden, dass eine Reinigungskraft in Brandenburg für die gleiche Arbeit geringer entlohnt wird als ihre Kollegin in Westberlin“, sagte der Berliner Streikleiter der IG BAU, Mirko Hawighorst, der taz. In der Region sind insgesamt 84.000 Reinigungskräfte betroffen, davon 57.000 in Berlin. Zu den weiteren Forderungen der Gewerkschaft gehört eine tariflich vereinbarte Zusatzrente für die Beschäftigten.

Auch für die Büromitarbeiter und leitenden Angestellten und der Reinigungsbranche will die Gewerkschaft erstmals einen Tarifvertrag erkämpfen. Denn sogar die ProkuristInnen und ObjektleiterInnen seien in dieser Branche völlig der Willkür der Arbeitgeber ausgeliefert, so Hawighorst.

Große Streikbereitschaft

Die Urabstimmung endet am 14. Oktober. Wenn die nötige Mehrheit für den Arbeitskampf zustande kommt, könnte der Streik am 16. Oktober beginnen. Hawighorst ist optimistisch. Die Streikbereitschaft der KollegInnen sei enorm.

Unterstützt werden die Forderungen der Reinigungsleute auch von Studierenden an der Technischen Universität. Dort hatten KommilitonInnen die Streikenden mit Kaffee begrüßt und auf Transparenten ihre Unterstützung versichert. „Wir lehnen prekäre Beschäftigungsverhältnisse strikt ab“, gegründet Max Bayran von der Breiten Linken Liste, die den Asta stellt, die Solidaritätsaktion. Diese werde in den kommenden Tagen auch auf andere Hochschulen ausgeweitet, so der Student.

Denn auch wenn die Reinigungskräfte bei Privatfirmen angestellt sind, könne der Senat bei den landeseigenen Einrichtungen nicht aus der Verantwortung entlassen werden. PETER NOWAK