… Draculas Schloss?
: Unter den Hammer kommen

Hätten nicht Blutsauger sowohl im Besonderen (siehe Roman Polanski) als auch im Allgemeinen (siehe Investmentbanken) gerade derartig schlechte Karten, die Versteigerung von „Schloss Dracula“ in Schenkendorf (Dahme-Spreewald) hätte am Montag bestimmt mehr gebracht. Doch die einstige transsilvanische Preußenfiliale spielte mit 268.000 Euro deutlich weniger als den Verkehrswert ein. Der betrug für das Grundstück mit Schlossvilla, Orangerie, Biergarten, Pförtnerhäuschen und einem Park 535.000 Euro. Etwas mehr Biss im Preis hätten sich die Erben der mythischen Nachtgestalt schon gewünscht. Blut aus Rache soll aber nicht fließen.

Unter den Hammer kam das Schloss rund 30 Kilometer südlich von Berlin, weil der Schlossherr verstorben war – oder vampirisch gesehen: als untot gilt und also nur noch nachtaktiv ist. Was ja zu dem Hausherrn passt. Denn umtriebig war Schenkenberg-Graf Dracula, eigentlich Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco, ein adoptierter Nachfahre des uralten rumänischen Geschlechts, bis zuletzt. In der Lokalpolitik war der Graf (Motto: „Ich beiß mich durch“) eine Größe. Zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz hatte der gelernte Bäcker, mit bürgerlichem Namen Ottomar Berbig, „Blutsaugerpartys“ veranstaltet. Ritterspiele und eine Gastronomie gab es zudem. Bereits 2007 war Graf Dracula, den eine waschechte Nachfahrin des 1447 gestorbenen Grafen aus Transsilvanien 1990 adoptiert hatte, verstorben. Seither ging es weniger lustig und blutig in Schenkenberg zu.

Was der neue Besitzer, die Falstaf Vermögensverwaltung AG aus Dresden, mit dem Horrorschnäppchen vorhat, ist offen. Als wahrscheinlich gilt, dass erst einmal nach vorhandenen Särgen in den Kellergewölben gesucht wird. Findet sich dort ein Sargbewohner, wird diesem per Holzpflock mitten ins Herz der Garaus gemacht. Dann hat Dracula Ruhe. ROLA Foto: reuters