Kommentar zum Bildungsstreik: Wirksamer Protest braucht Zeit

Lernen für das Leben - auch ein Streik kann dabei helfen

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!" Das sagten Eltern, Lehrer und alle, die es besser wussten, früher gerne denen, die gerade keine Lust auf Hausaufgaben hatten. Jetzt ist es umgekehrt: Schüler und Studenten fordern ausdrücklich das Recht, für ihr Leben zu lernen - und nicht nur für die Ausbildung. Doch sie dürfen nicht. Denn lernen fürs Leben kostet Zeit und eine lange Ausbildung kostet den Staat Geld. Geld, das er nicht hat oder nicht investieren will - hier scheiden sich die Meinungen.

Umso wichtiger, dafür zu kämpfen - und dafür kann gerade ein Streik sinnvoll sein. Natürlich ist es kein Streik wie jeder andere. Denn die Studierenden haben keinen Arbeitgeber, den sie mit Produktionsausfällen unter Druck setzen können. Aber mit einem Streik nehmen sie sich die Zeit, mit Besetzungen die Räumlichkeiten, die sie brauchen, um Protest zu organisieren. Vor allem Ersteres ist in Zeiten von Bachelor und Master, in denen der Student vom Bett in die Uni, in die Bibliothek und gegebenenfalls noch zum Nebenjob hetzt, ein Luxusgut geworden. Manche Studenten vermuten daher, dass die neuen Studiengänge dazu führen, eigenständiges Denken und Protest zu unterbinden.

Daher: keine Angst vorm Streik. Auch wenn am Ende sicher nicht alle Forderungen umgesetzt werden: Schon wer sich wehrt, lernt etwas fürs Leben.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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