Wahlkampf als Freakshow

Neben Wowereit und Künast werden es Inhalte schwer haben

VON UWE RADA

Einen Tag nach dem Aufschlag von Renate Künast setzt Klaus Wowereit zum Gegenschlag an. Die Grünen könnten Verstärkung gut gebrauchen, verkündet er süffisant – und schlägt den Grundton der nächsten elf Wahlkampfmonate an: die Show der scheinbaren Giganten.

Dass dem armen Berlin ein amerikanischer Wahlkampf bevorsteht, zeigt auch die Choreografie der Grünen. Ein Werbeunternehmen zeichnet für den „erweiterten Mitgliederabend“ im Museum für Kommunikation verantwortlich. Für die Krönungsmesse der Königin Renate ist den einstigen Alternativen alles recht, Hauptsache die mediale Wirkung stimmt.

Sprüche reichen nicht

Gemessen an solcherlei Inszenierung klingt es beinahe bieder, wenn sich die Basis von SPD und Grünen nun an die Programmarbeit macht. Wo die Spitzenkandidaten maximale Aufmerksamkeit garantieren, bleiben lösungsorientierte Konzepte schnell auf der Strecke. Erst recht, wenn man, wie Linke, CDU und FDP, über keinen charismatischen Leitwolf verfügt.

Doch das scheinbare Manko ist auch eine Chance. Schließlich braucht Berlin nicht nur Führungsspieler, sondern auch zündende Ideen. Es ist also die Sache der „kleinen Parteien“, Wowereit und Künast deutlich zu machen, dass kesse Sprüche noch keine Stadt regieren. Eine Freakshow als Wahlkampf haben die Berlinerinnen und Berliner wahrlich nicht verdient.

Apropos BerlinerInnen: Es waren die Wähler, die in Umfragen Renate Künast stark gemacht haben. Es können auch die Wähler sein, die nun, da die Kandidaten feststehen, den Daumen wieder etwas senken. Dem Wettbewerb der Ideen würde es nicht schaden. Und der politischen Kultur auch nicht.