Zöllner rüttelt am Humboldt-Ideal

HOCHSCHULGESETZ Senator will Studienbedingungen verbessern und neue Dozenten nur in der Lehre einsetzen. Professoren könnten so mehr forschen. FU-Asta: Zöllner bewegt sich nicht auf Studierende zu

Lehre stärken, Prüfungsdruck mindern, Hochschulzugang erleichtern – das sind Kernpunkte einer Reform, mit der Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) das Berliner Hochschulgesetz nachbessern will. Bei Studierenden, Hochschulen und Grünen stößt er damit auf Skepsis bis Ablehnung. „Zöllner bewegt sich in keinem seiner Änderungsentwürfe auf die Studierenden zu“, sagte die zuständige Asta-Referentin der FU, Anne Schindler, der taz. Besonders in der Kritik ist der Plan, eine neue Kategorie Dozenten für die Lehre einzusetzen, was Professoren mehr Zeit für Forschung gäbe.

Zöllner will die Konsequenzen aus den Erfahrungen mit den neuen Studienabschlüssen Bachelor und Master ziehen. Unter anderem sollen die Hochschulen Notendruck und Prüfungsdichte verringern können. Zudem soll es mehr als bisher möglich sein, auch ohne Abitur zu studieren. „Ich will eine moderne, auf die Bedürfnisse der Studierenden zugeschnittene Studienorganisation“, sagte Zöllner.

Nicht nur laut FU-Asta ist das nicht gelungen. Ablehnend äußerte sich auch die wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, Anja Schillhaneck. „Es ist ja schön, dass Herr Zöllner sich Gedanken über Prüfungsdruck macht – aber das Kernproblem, die fehlende Wahlfreiheit für die Studierenden, fasst er überhaupt nicht an“, sagte sie.

Bezüglich neuer Dozenten, die sich der Lehre widmen sollen, räumte Zöllner Konflikte mit den Hochschulen ein. HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz etwa befürwortet zwar, die Lehre zu stärken. „Ob die Einführung einer neuen Personalkategorie dafür der richtige Weg ist, scheint mir unsicher zu sein“, sagte er der taz. Die Lehre drohe sich im Kreise zu drehen, wenn sie nicht mehr von eigener Forschung inspiriert sei.

Eine „Abkoppelung von Lehre und Forschung“ verschärft für FU-Asta-Referentin Schindler „eine Zweiklassenbildung“ unter den Hochschullehrern. Die Verbindung von beidem sei „kein altertümliches Hirngespinst von Humboldt“, meint auch die Grünen-Abgeordnete Schillhaneck.

Unterstützung erhielt Zöllner hingegen vom wissenschaftspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Oberg: „Der Gesetzentwurf bildet eine hervorragende Grundlage, um zentrale Schwierigkeiten zu beseitigen und die Studienbedingungen zu verbessern.“ STEFAN ALBERTI