WAHLKAMPFKEULE

Rot gegen Rot

Ulrike Sommer will eigentlich gar nicht austreten. Doch das Mitglied des Berliner Landesvorstands sieht sich zu diesem Schritt gezwungen – „damit ich endlich wieder etwas zu sagen habe in der SPD“. Austreten, um dabei zu sein? Das klingt für Außenstehende komisch, entspricht jedoch der Logik der Sozialdemokraten. Deren Bundesspitze in Gestalt von Sigmar Gabriel und Andrea Nahles hatte den Genossen kürzlich per Post Reformvorschläge unterbreitet. Auch Nichtmitglieder sollen künftig mitdiskutieren – und auch abstimmen dürfen. Etwa darüber, wer Kanzlerkandidat werden soll.

Ist das jetzt radikal offen oder bescheuert? Frau Sommer jedenfalls fragt sich zu Recht, wieso sie sich ehrenamtlich engagiere, wenn ihre Meinung hinterher nicht mehr wert sei als die eines jeden Bürgers? Vielleicht lässt es sich so erklären: Der von Fliehkräften bedrohten Volkspartei ist der Unterschied zwischen innen und außen auch schon egal – Hauptsache, es will überhaupt noch jemand mitreden. Die Basis könnte dabei aber abspringen – dahin, wo man sie hört. Frau Sommer kriegt bald sicher viel nette Post.

■ Noch 113 Tage bis zur Wahl