Freikarten für sozial Schwache laufen gut

Rund 1.200 Karten für Kulturveranstaltungen verteilt die Kulturloge Berlin jeden Monat an arme Menschen. Das gab der Verein am Freitag im Maxim Gorki Theater bekannt. Nach dem Prinzip der Lebensmitteltafeln stellen 70 Berliner Institutionen nicht verkaufte Karten zur Verfügung. Seit gut einem Jahr gibt es die Kulturloge Berlin, über 10.000 Karten konnten verteilt werden. 60 ehrenamtliche MitarbeiterInnen vermitteln die Tickets telefonisch, sagte die Leiterin der Kulturloge, Angela Meyenburg. Jeden Monat kämen rund fünf neue Kultureinrichtungen und bis zu 200 Interessenten hinzu. Mittlerweile würden fast 4.000 Menschen erreicht.

Öffentlich geförderte Häuser beteiligten sich aber nach wie vor kaum. Zu groß sei die Angst vor Missbrauch, etwa durch Studenten, für die es andere Vergünstigungen gebe, vermutet Birgit Mandel, Professorin für Kulturmanagement und Kulturvermittlung an der Uni Hildesheim. Eine Studie ihres Instituts habe jedoch ergeben: Die große Mehrheit der Kulturlogennutzer seien Arbeitslose und Rentner, Missbrauch gebe es nicht. Zudem würde das Angebot zu einem Drittel von niedrig bis mittel Gebildeten genutzt.

Problematisch sei, dass armen Rentnern aus Randbezirken häufig das Geld für den Fahrschein zur Veranstaltung fehle, so Meyenburg. Als mögliche Lösung werde derzeit ein Sponsoring der BVG diskutiert. JAKOB WAIS