Berlin wird ein Stück normaler

Das Handy-Ticket für die BVG ist überfällig

VON KRISTINA PEZZEI

In U- und S-Bahnen, Bussen und Trams kann man jetzt auch mit Handy-Ticket fahren. Schön. Eine Sensation? Ein Modell für den Rest der Republik? Nein. Eher ein Lückenschluss. Für Parkplätze und Leihräder kann man längst per Mobiltelefon bezahlen. In Nürnberg oder Dresden gibt es längst papier- und bargeldlose Tickets, die auf’s Handy geschickt werden. Berlin wird also ein Stück normaler in der Zeit, in der wir nun leben.

Die Annahme der Verkehrsbetriebe, in wenigen Jahren werde fast jeder ein internetfähiges Mobiltelefon bei sich haben, dürfte nicht übertrieben sein. In anderen Ländern läuft ohnehin ein größerer Teil der Organisation öffentlichen Lebens virtuell. Die Deutsche Bahn hat da gern auf datenschutzrechtliche Probleme verwiesen und sonstiges Klein-Klein – vielleicht hat sie aber einfach nur vergessen, am Zahn der Zeit zu fühlen.

Kontrolleure sind gefragt

Spannend dürfte allenfalls werden, wie leicht oder schwer Schwarzfahren mit den neuen Tickets wird – und wie Kontrolleure auf das System reagieren. Als die Bahn ihr Online-Ticket-System (zum Ausdrucken!) einführte, fiel so mancher Schaffner nicht gerade durch übermäßige Begeisterung auf. Es wäre schön, wenn sich das BVG-Personal auf der Höhe der Zeit präsentierte. Gerade für Touristen, gerade in einer Stadt, die weltweit mit ihrer Kreativität und Innovationsfreude punkten will.

Einziger Wermutstropfen für notorische Schwarzfahrer: Keiner kann sich mehr damit herausreden, ein falsches Ticket gekauft zu haben. Es wird automatisch ermittelt. Auch das ist auf der Höhe der Zeit.

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