Einfach mal was wagen

Bezirke veröffentlichen Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen

VON SVENJA BERGT

Es ist eine dieser Geschichten, in denen fast keiner der Beteiligten eine gute Figur macht: die Veröffentlichung von Informationen über die Sauberkeit der Berliner Gaststätten. Die Bezirke machen keine gute Figur, weil sie sich ewig über verschiedene Modelle der Kennzeichnung der Betriebe und die Veröffentlichung der Kontrollergebnisse stritten. Die Interessenvertretung der Gaststätten auch nicht, weil sie, statt etwas Konstruktives zur Debatte beizutragen, mit Klagen drohte und droht. Die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz nicht, weil sie kurz vor dem ursprünglichen Start einen Rückzieher machte – und auf einmal juristische Bedenken anmeldete. Und der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nicht, weil er, als sich endlich alle geeinigt hatten, zunächst ankündigte, doch nicht mitmachen zu wollen. Es kommt einem Wunder gleich, dass nun doch ein paar Ergebnisse aus vier Bezirken im Netz stehen.

Kompliziert gemacht

Dabei macht Pankow seit über zwei Jahren vor, dass es gar nicht so kompliziert ist: kontrollieren, Fotos machen, Ergebnisse ins Internet stellen, Smiley an die Tür kleben. Dass es während der Zeit nur zwei Klagen gab, von denen keine auch nur annähernd Erfolg hatte, hätte Bedenkenträger in Bezirken und Verwaltung ausreichend beruhigen sollen.

Wer im Verbraucherschutz etwas erreichen will, darf sich nicht ausruhen auf „geht nicht“ und „da klagt doch jemand“. Der muss nach vorne gehen, auch mal etwas wagen, ohne dafür das dreißigste Gutachten eingeholt zu haben. Die absolute Sicherheit gibt es eben nicht immer. Daher ist es schön, dass die Ergebnisse jetzt öffentlich gemacht werden. Ein Armutszeugnis aber, dass die Beteiligten dafür so lange gebraucht haben.

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