Das Duell, das keins werden konnte

WAHLKAMPF II Beim TV-Treffen zwischen Klaus Wowereit (SPD) und Frank Henkel (CDU) verlief die Kampflinie weniger zwischen den Spitzenkandidaten als vielmehr zwischen Politikern und Journalisten

Als Frank Henkel am Dienstagabend im RBB-Studio auftrat, wurde eines schnell klar: Seine Zahlen hatte der CDU-Spitzenkandidat gelernt. Bloß hätte er sie ein wenig emotionaler rüberbringen sollen im Duell mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. Oder besser: im sogenannten Duell. Dass es nicht wirklich eines war, lag an der Situation im Studio. Beim Zweikampf stehen sich die Kontrahenten gegenüber, egal ob mit dem Colt an der Hüfte oder der politischen Attacke im Mund. Der RBB aber baute die beiden Politiker nebeneinander auf. Gegenüber standen die Journalisten, und die taten einiges, um den Eindruck zu erwecken, dass die Kampflinie nicht zwischen Wowereit und Henkel verlief.

Ein Duell war es auch nicht, weil es kaum Gelegenheit zum Nahkampf gab. Zwar dauerte es nicht lange, bis Wowereit dem CDU-Mann reingrätschte und ihm vorhielt, einen reinen Westwahlkampf zu führen. „Sie fangen ja schon an zu holzen. Das können wir auch machen“, konterte Henkel angesäuert. Hier und an anderen Stellen hätte es ein munterer Schlagabtausch werden können. Doch immer genau in diesen Momenten beendeten RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle und Chefredakteur Christoph Singelnstein den Infight, um ihr Programm abzuarbeiten, das viel zu viele Themen vorsah. Mieten, Wirtschaft, Bildung, Integration, Sicherheit, alles musste mit. Die Diskussion spontan laufen zu lassen und dafür auf ein Thema zu verzichten sah das Konzept nicht vor.

Wowereit war es dann schon mal zu dumm, als Nothelle ihm nach einer Äußerung über die Bundes-CDU vorhielt, man solle sich doch auf Berlin konzentrieren: „Nee, Frau Nothelle, das können Sie nicht auf Berlin konzentrieren.“ Und da hatte er beim Thema Städtebauförderung durchaus recht. Auch Henkel reagierte zu Recht genervt, wenn Nothelle ihm mitten in seinen Ausführungen ins Wort fiel.

Allerdings hatte Henkel gar keine unverbrauchte Munition mitgebracht. Nichts war wirklich neu oder überraschend. Andererseits hätte er diese Munition kaum verwenden können: Viele Minuten Sendezeit gingen für Kurzfilmchen drauf.

Wären nicht Wahlkampf und Abstand geboten, es wäre gut vorstellbar, dass Wowereit und Henkel nach der Sendung ein Bier trinken gegangen sind und sich gefragt haben: Warum tun wir uns das eigentlich an?

Am heutigen Donnerstag ist Renate Künast dran: Beim zweiten TV-Duell im RBB (20.15 Uhr) kann die grüne Kandidatin Klaus Wowereit die von ihr wiederholt geforderte Bilanz seines Senats endlich direkt abverlangen.

STEFAN ALBERTI