… DER BAHNHOF FRIEDRICHSTRASSE
: Verschandelt werden

Bahnhöfe sind dazu da, dass die Reisenden schnell zu ihrem Ziel finden – zum Ausgang oder zum richtigen Bahnsteig beim Umsteigen. Und wenn sich die Fahrgäste bei ihrem Aufenthalt auf dem Bahnhof einigermaßen wohlfühlen, kann das auch nicht schaden. Der altehrwürdige U- und S-Bahnhof Friedrichstraße, einst Knotenpunkt im innerdeutschen Grenzverkehr, ist dermaßen weit von diesen elementaren Ansprüchen entfernt, dass er getrost die Auszeichnung „Schlimmster Bahnhof der Stadt“ verdient. So verbaut, verwinkelt und von Werbung verschandelt ist er.

Aber Schlimmes kann noch schlimmer werden, wie sich derzeit wieder zeigt. Um noch mehr Werbeflächen zu schaffen, wurden jetzt im Eingangsbereich des U-Bahnhofes die gelb gekachelten Säulen mit einer pastellfarbenen Tapete verklebt, die Reklamebotschaften unterstützen soll.

Dabei befinden sich auf dem U-Bahnhof schon genug penetrante Werbeflächen, wobei die vollgeklebten Fußböden noch das geringste Übel darstellen. Dort, wo sonst Großflächenplakate sind, flackern hier fast pausenlos Reklamefilme, die es wartenden Fahrgästen erschwert, sich auf Gespräche oder Zeitungslektüre zu konzentrieren.

Die Wege vom U-Bahnhof zu den S-und Regionalbahnsteigen gleichen einem Labyrinth. Das hat sicher bauliche Gründe, aber es ist auch Absicht: So wurden diverse Zwischenebenen eingezogen, um sie mit allerlei Läden vollzustopfen. So fallen umsteigende Fahrgäste, vor allem Touristen, auch eher in irgendwelche Geschäfte, als ihren Weg zum richtigen Bahnsteig zu finden.

Klar, die Deutsche Bahn AG und die BVG sind öffentliche Unternehmen, die ihre Miet- und Werbeeinnahmen steigern wollen – auch damit die Fahrpreise einigermaßen stabil bleiben können. Und klar ist auch, dass nicht jeder Bahnhof so schön, ruhig und nahezu museal aussehen kann wie die Station Klosterstraße der U 2. Aber irgendwann ist die Grenze des guten Geschmacks überschritten. Zum Beispiel am Bahnhof Friedrichstraße. ROT Foto: Archiv