Investor in Schwierigkeiten: Nächster Akt im Kudamm-Drama

Die Bühnen am Kurfürstendamm müssen zittern: Der Investor des Kudamm-Karrees ist auf der Suche nach Kapitalgebern. Auch über einen Verkauf wird spekuliert

Wer hat Angst vor Virginia Wolf? Grade gibt Katja Riemann das Kudamm-Drama Bild: dpa

Die Zukunft der beiden Theaterbühnen am Kurfürstendamm, der "Komödie" und des "Theaters am Kurfürstendamm", ist möglicherweise wieder offen. Der irische Projektentwickler Ballymore Group, der das Kudamm-Karree samt den Theatern für 500 Millionen Euro ab 2012 umbauen wollte, sucht für das Großprojekt jetzt Mitinvestoren. Darüber hinaus gibt es Spekulationen, dass die wirtschaftlich unter Druck geratene Ballymore Group auch einen Verkauf des gesamten Kudamm-Karrees in Erwägung zieht. Für das Theater könnte dies schwerwiegende Konsequenzen haben: Denn die Pläne des Stararchitekten David Chipperfield für das Quartier und insbesondere für eine neue Bühne wären gefährdet. Zudem würde eine zeitnahe Realisierung des Projekts unwahrscheinlich werden.

Nach Auskunft von Ballymore-Sprecher Armin Huttenlocher prüft der Investor derzeit, ob sich andere Kapitalgeber an dem Bauvorhaben beteiligen wollten. Man beabsichtige "einem Partner" zu finden und führe Verhandlungen mit Interessenten über das Kudamm-Karree. Es sei bekannt, dass die Zeiten "nicht einfacher geworden sind", räumte Huttenlocher ein.

Gerüchte, Ballymore sei auf der Suche nach einem Käufer und damit auf dem Rückzug vom Kurfürstendamm, wies der Sprecher indes zurück. Der irische Projektentwickler sei weiter daran interessiert, den Umbau ab 2012 zu realisieren. Ballymore forderte den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf allerdings auf, die nötigen Entscheidungsprozesse zu beschleunigen. Der Bezirk verlangt noch immer einige Veränderungen des Chipperfield-Entwurfs.

Das 63.000 Quadratmeter große Kudamm-Karre aus den 1970er Jahren war nach zahlreichen Verkäufen 2007 vom irischen Investor für 155 Millionen Euro erworben worden. Für die traditionsreichen Bühnen und den Intendanten Martin Woelffer, die lange Zeit von Kündigungen, Räumungen und Abrissanträgen bedroht waren, eröffnete Ballymore 2009 die Option, die beiden denkmalwerten Theater, die noch aus den 1920er Jahren stammen, zwar abzureißen - aber eines wieder neu zu bauen. Chipperfield sah dafür eine Architektur auf dem Dach der neuen Shoppingmall im Kudamm-Karree vor.

Bis zuletzt hatte die Bürgerinitiative "Rettet die Kudamm-Bühnen", zu der auch die grüne Bauexpertin Franziska Eichstädt-Bohlig gehört, den Erhalt beider Theater verlangt. Woelffer dagegen war mit der Auf-dem-Dach-Lösung einverstanden.

Trotz des Ballymore-Dementis über einem Rückzug vom Kudamm halten sich weiter die Spekulationen vom Verkauf. Immobilienkreise wollen herausgefunden haben, dass die Iren den Komplex erst für 180 Millionen Euro, dann für 140 Millionen angeboten haben sollen. Auch vom Auftrag an eine Maklerfirma, die das Objekt veräußern soll, ist die Rede. Gespräche mit Bezirk und Berliner Kulturverwaltung, die Ballymore angekündigt hatte und "vor Weihnachten" führen wollte, haben zudem nicht stattgefunden. Es sei ein Weihnachtsgruß eingegangen, aber kein Termin verabredet worden, frotzelte Torsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung.

Unter Bühnen-Mitarbeitern wird ebenfalls gemunkelt, dass an den "Verkaufsabsichten" etwas dran sein könnte. Die erhoffte Theater-Zukunft mit Ballymore als Bauherr und Chipperfield als Architekten drohe zu zerplatzen, fürchtet ein Mitarbeiter der Direktion. Doch nicht nur das: Mit einem neuen Eigentümer stellen sich alle Fragen nach dem Erhalt, Verbleib und der Zukunft der Theater wieder neu.

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