Schöner fliegen mit Wasserkraft

UMWELT Großflughafen BER wird die Hälfte seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien beziehen

Die Tinte ist kaum trocken, da liefern Manfred Körtgen, Geschäftsführer der Berliner Flughäfen, und Michael Feist, Vorstandsvorsitzender der Enercity AG, das passende Bild zu dem Vertrag, der dem künftigen Großflughafen BER in großem Umfang Ökostrom zusichert: Für die Fotografen führen sie – ganz symbolisch – Stecker und Steckdose zusammen. Ihre Unterschriften unter den bis 2013 laufenden Vertrag garantieren dem BER im ersten Jahr 71,9, im zweiten Jahr 61 Gigawattstunden Ökostrom, rund die Hälfte des jährlichen Bedarfs. Nach den quälenden Diskussionen über Nachtflugverbot und Flugrouten eine günstig platzierte Botschaft.

36.500 Tonnen CO2 und 50 Kilo Nuklearabfall sollen so eingespart werden. Enercity, die Ökosparte der Stadtwerke Hannover, kooperiert seit Jahren mit dem bekannteren Anbieter Naturstrom AG. Deren Vorstandssprecher, Thomas Banning, kennt „kein ähnlich großes Projekt, das in dieser Menge Ökostrom bezieht“. Sein Unternehmen garantiere, dass BER mit Ökostrom von herausragender Qualität beliefert werde. Zusätzlich ist der Strom mit dem von Umweltorganisationen gestützten „Grüner Strom Label“ in Gold zertifiziert. Almut Gaude, Sprecherin des Umweltverbands BUND, bewertet den Stromdeal denn auch positiv: „Uns ist wichtig, dass das Label nicht nur den Bezug von Ökostrom garantiert, sondern ein Teil des Geldes in den Ausbau regenerativer Energien fließt.“

Bis zur Eröffnung im Juni werden auch die Flughäfen Tegel und Schönefeld (Alt) mit dem in Wasserkraftanlagen erzeugten Enercity-Strom beliefert. Man habe sich, so Flughäfenchef Körtgen, mit der europaweiten Ausschreibung für einen „unumkehrbaren Weg entschieden“, den man auch nach Vertragsablauf weitergehen wolle. In einem Jahr verfüge man über die Erfahrungswerte, um gegebenenfalls nachzujustieren und mit einer weiteren Ausschreibung größere Mengen Ökostrom zu beziehen.

Die andere Hälfte des Energiebedarfs auf dem BER soll durch Kraft-Wärme-Kopplung und vier gasbetriebene Blockheizkraftwerke auf dem Gelände gedeckt werden. Insgesamt würde der Airport also „zu 100 Prozent atomstromfrei und klimafreundlich“ betrieben. Enercity-Chef Michael Feist sieht BER daher auf einem guten Weg, „das Interesse der Menschen nach klimaschonender Mobilität zu bedienen.“ SEBASTIAN SCHULDT