… Olafur Eliasson?
: Politiker zu Künstlern

Politik und Kultur stehen ja seit jeher in einem ganz besonderen Spannungsverhältnis – nicht nur, wenn Politiker die Schließung ganzer Opernhäuser fordern. Bereits vor mehr als 90 Jahren sagte der spätere Bundespräsident Theodor Heuss: „Man kann mit Politik keine Kultur machen, aber vielleicht mit Kultur Politik.“ Eine These, die schon bald ganz praktisch widerlegt werden könnte – und zwar ausgerechnet von einem anderen Politiker: Guido Brendgens, Referent für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Umwelt der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus. Der ist nämlich seit dem 1. April – kein Scherz – Stipendiat von Künstler und UdK-Professor Olafur Eliasson. Und das nicht, weil ihm sein eigentlicher Job keinen Spaß mehr macht, sondern weil Eliasson das Stipendium für einen Berliner Politiker ausgeschrieben hatte.

Im nächsten halben Jahr soll Brendgens nun an den Veranstaltungen des von Eliasson geleiteten Instituts für Raumexperimente an der Universität der Künste teilnehmen – neben seinem Job als Referent im Abgeordnetenhaus. Gegen sechs Mitbewerber musste er sich dafür durchsetzen, zum Lohn für den Sieg muss er sich nun jede Woche mindestens acht Stunden für die Uni freischaufeln.

Ganz umsonst gab es das Stipendium natürlich nicht: Gute englische Sprachkenntnisse und die Bereitschaft zur regelmäßigen Teilnahme an Veranstaltungen des Instituts wurden vorausgesetzt. Letzteres scheint dem Neu-Stipendiaten aber noch zu fehlen: Denn anstatt das Studium pünktlich zu beginnen, macht Brendgens bis Anfang Mai erst mal Urlaub.

In dieser Hinsicht hat sich der Berufspolitiker also schon jetzt perfekt an seine neue Umgebung angepasst und beginnt gleich das ganze Semester cum tempore. Wenn das so weitergeht, wird Theodor Heuss vielleicht doch noch recht behalten – und Politik niemals Kultur machen. KWB Foto: ap