Provokation misslungen

PROTEST Hunderte Teilnehmer demonstrieren friedlich gegen NPD-Aufmarsch in Marienfelde

Mehrere hundert Menschen haben am Freitagabend an zwei verschiedenen Orten im Berliner Süden gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremen protestiert. Deren Marsch durch Marienfelde, von der NPD organisiert, kam nur auf knapp 50 TeilnehmerInnen.

Ursprünglich hatten die Nazis unter dem Motto „Kriminelle Ausländer raus“ durch den Neuköllner Ortsteil Buckow marschieren wollen: ausgerechnet am Tag der Beerdigung von Burak B., der vorvergangene Woche dort von einem Unbekannten erschossen wurde. In einem sogenannten Kooperationsgespäch sei die NPD dann von sich aus nach Marienfelde umgeschwenkt, hieß es von der Polizei.

Gegner organisierten spontan eine Gegendemo vor dem Flüchtlingswohnheim in der Marienfelder Allee. Auch die Tempelhof-Schöneberger Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) nahm an der dortigen Protestkundgebung teil.

Bereits zuvor hatte die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes gemeinsam mit verschiedenen Bündnissen wie „Neukölln gegen Nazis“ und „Nazis auf die Pelle rücken“ zu einer Demonstration in Neukölln nahe der ursprünglichen NPD-Route aufgerufen. Daran nahmen am Freitag laut Veranstalter 800, laut Polizei etwa 500 Menschen teil.

Nazigewalt in Rudow

Sie protestierten auch dagegen, dass der Süden Neuköllns und besonders der Ortsteil Rudow inzwischen offensiv von Nazis beansprucht wird. Führende Berliner NPD-Kader wohnen dort, immer wieder kommt es zu Drohungen und Übergriffen auf Menschen mit Migrationshintergrund und linke Einrichtungen. Zweimal wurden im vergangenen Jahr Brandanschläge auf das Jugendzentrum der „Falken“ am U-Bahnhof Britz-Süd verübt. Alle drei Veranstaltungen verliefen laut Polizeiangaben „ohne große Störungen“. Es kam zu zehn kurzfristigen Festnahmen. Rund 500 Polizeibeamte waren im Einsatz.

Als „Schlappe für die rechtsextreme Szene“ bezeichnete Sebastian Wehrhahn von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus den Naziaufmarsch. Es sei „ein großer Erfolg, dass die NPD die Antifa-Demo in Neukölln nicht aus dem Takt bringen konnte“ und dass in Marienfelde in kurzer Zeit ein Protest auf die Beine gestellt wurde, „dass Nazis hier nicht willkommen sind“. (taz)