… DIE BVG?
: Fahrgästen gut zureden

An automatischen Ansagen herrscht bei der BVG kein Mangel. Wer kennt nicht die Klassiker wie „Bitte beachten Sie das Rauchverbot“ oder „Mind se gap between platform and twain“? Nun gibt es einen originellen Neuzugang: „Liebe Fahrgäste, zu Ihrer eigenen Sicherheit achten Sie bitte auf festen Halt und sicheren Stand“, schallt seit einer guten Woche 17 Sekunden lang durch die Trams der Stadt.

Der Grund: Die Zahl der Unfälle, bei denen Fahrgäste die Wirkung einfacher physikalischer Gesetze schmerzhaft erfahren – also quer durch den Waggon fliegen –, ist seit Jahren unverändert hoch. Allein 42 Vorfälle wurden im vergangenen Jahr aktenkundig, 44 waren es 2010. Schuld, so BVG-Sprecherin Petra Reetz, sei „die Zunahme der Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr“, die die Fahrer zu Bremsmanövern zwinge.

Auf den ersten Blick ist die Erinnerung eine nette Geste. Auf den zweiten stellt sich die Frage nach der Konsequenz: Die Ansage ertönt tagsüber nur einmal pro Stunde, zwischen 22 und 6 Uhr sogar nur im Zweistundenrhythmus – gerade dann, wenn die Bahnen von weniger standfesten Menschen bevölkert werden.

In Bussen soll es die warnenden Ansagen nicht geben. Hier sei die Zahl der Unfälle bedeutend geringer, weiß Reetz und erklärt auch, warum: „Weil die Tram nicht so stark ruckelt, halten sich die Leute da nicht so gut fest.“

Fragt sich nur: Warum beschallt die BVG das Innere der Straßenbahn, wenn die Quelle des Übels außerhalb liegt? Wäre es nicht effizienter, die Unfallverursacher anzusprechen? „Brazz … Liebe Autofahrer und Kampfradler, zur Sicherheit unserer Fahrgäste vermeiden Sie bitte abruptes Fahrverhalten. Vielen Dank.“ Würde man dem fließenden Verkehr so nett zureden, hätte sich das Problem bestimmt schon bald erledigt. KWB