Wohnkosten senken: Baupreise in neuem Licht

In der Stadt wird doppelt so teuer gebaut wie nötig. Vor allem die Wohnungsbaugesellschaften treiben die Preise in die Höhe, sagen zwei Architekten.

An hohen Baukosten verdienen vor allem die Unternehmer, sagen die Architekten Bernhard Hummel und Oliver Clemens. Bild: dapd

Die Neubaukosten in Berlin sind doppelt so hoch wie nötig. Das behaupten die Architekten Bernhard Hummel und Oliver Clemens. Im taz-Interview beklagen sie, dass sich vor allem die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften als Preistreiber betätigen. Statt sich mit den Baufirmen anzulegen, so die Architekten, würden die Gesellschaften nach dem Motto handeln: „Wir ziehen das jetzt durch – auch wenn es mehr kostet.“

Hummel und Clemens haben in der Malmöer Straße in Prenzlauer Berg einen Neubau für ein Wohnkollektiv errichtet – der Baupreis betrug 986 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche. Im Schnitt betragen die Baupreise in Berlin das Doppelte. Daran verdienen vor allem die Baufirmen. Aber auch Baugruppen würden teuer bauen, so die Architekten. „Bei den Baugruppen wollen es sich die Leute leisten“, sagt Clemens. Private Investoren würden dagegen günstiger bauen, dies aber nicht an die Käufer oder Mieter weitergeben. Die Gewinnmargen seien deshalb auf mindestens 20 Prozent gestiegen.

Hummel und Clemens fordern den Senat auf, nach dem „Bündnis für Mieten“ nun auch ein „Bündnis für Neubau“ aufzulegen. Schon bei Baukosten von 1.300 statt 2.000 Euro könnten die landeseigenen Gesellschaften auf eine Neubaumiete von fünf Euro oder 5,50 Euro pro Quadratmeter kommen, rechnen die Architekten vor. Dass Degewo-Chef Frank Bielka vor kurzem behauptet hat, Neubauten könnten auch auf kostenlosen Grundstücken des Landes nicht günstiger sein als 8,50 Euro, können Hummel und Clemens „nicht nachvollziehen“.

Degewo-Sprecher Lutz Ackermann weist die Kritik zurück. „Als öffentlicher Auftraggeber müssen wir uns an die Vergaberichtlinie halten.“ Den Zuschlag bekomme dabei die Firma, „die das günstigste Angebot abgibt.“ Ackermann räumt allerdings ein, dass im Bauverlauf die Kosten deutlich über der Kalkulation liegen können. „Dann verhandeln wir nach – was aber auch zu Verzögerungen führen kann.“ Die Degewo, die bisher nur Wohnungen verwaltet hat, will im Sommer mit dem Bau erster Wohnungen beginnen. „5,50 Euro im Schnitt sind da unrealistisch“, so der Sprecher. „Es kann aber durchaus sein, dass wir Staffelmieten anbieten. Das würde dann von 5,50 Euro bis über 8,50 Euro hinaus führen.“

Für die Grünen ist die Diskussion über Baukosten dringend notwendig. „Bislang diskutiert die Politik lieber über neue Förderprogramme, als dass sie sich einmal die hohen Baupreise vornimmt“, sagt der grüne Vorsitzende des Bauausschusses im Abgeordnetenhaus, Andreas Otto. Er hat einen eigenen Vorschlag zur Senkung der Kosten parat: Sein Stichwort lautet Eigenleistung. Künftige Mieter oder Eigentümer sollten etwa beim Innenausbau beteiligt werden.

Das ganze Interview mit den Architekten finden Sie am Montag in der taz.

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