Ein Aufstieg ohne Fall

Ach, die Knef sah ein bisschen aus wie Heike Makatsch: Kai Wessels Biopic „Hilde“

Als der Filmproduzent Erich Pommer Hildegard Knef fragt, wer sie eigentlich ist, weiß die ansonsten so schlagfertige junge Schauspielerin ausnahmsweise mal keine Antwort. So erzählt es der Regisseur Kai Wessel zu Beginn seines Biopics „Hilde“, das auf der Berlinale seine Weltpremiere feierte.

Es soll laut Drehbuch (Maria von Heland) mehr als 20 Jahre dauern, bis Hildegard Knef eine Antwort auf Pommers Frage gefunden hat. 1966, bei ihrer Rückkehr nach Deutschland, sagt sie auf der Bühne der Berliner Philharmonie: „Das hier ist Hildegard Knef“, und singt „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Von der Schauspielerin ist sie zur Sängerin geworden. Dann ist der Film vorbei.

Es gehört schon eine unglaubliche Chuzpe dazu, zu meinen, einen Film von 136 Minuten Länge mit einer dermaßen billigen Klammer zusammenhalten zu können. Kai Wessel, der 2007 den Zweiteiler „Die Flucht“ für die ARD drehte, gibt sich in seiner jüngsten Regiearbeit mit erschütternd wenig zufrieden. Gegen sein Knef-Bild wirkt der Wikipedia-Eintrag zu Hildegard Knef wie eine hochdifferenzierte Charakterstudie.

Wer ist Hildegard Knef? Hm, gute Frage. Nach dem Film wissen wir nur so viel: eine Frau, die mehrere Männer liebte, ihren Großvater besonders; das Verhältnis zu ihrer Mutter war eher gespannt, sehr ehrgeizig war sie, Nazi eher nicht (zu jung), und in Hollywood fühlte sie sich nicht wohl. Ach so, und die Knef sah ein bisschen aus wie Heike Makatsch.

Makatsch wird in Interviews derzeit nicht müde zu betonen, welch große Herausforderung die Rolle für sie gewesen sei. Leider sieht man diese Anstrengung deutlich. Immer dann, wenn sie ein überliefertes Knef-Zitat ausspricht – „Wer sich mit der Kunst verheiratet, bekommt die Kritik zur Schwiegermutter“ –, verfällt sie in einen pathetischen, aber seelenlosen Deklamationston. Berührt ist man höchstens peinlich.

„Hilde“ beschränkt sich auf den Aufstieg der Knef vom Berliner Mädchen zum Weltstar, mit kleineren Knicken wie dem Skandalfilm „Die Sünderin“. Wessel erzählt in Rückblenden, ausgehend von Knefs Rückkehr nach Berlin 1966, und nimmt damit viel von der emotionalen Kraft, die ihr weiterer Lebensweg birgt, all die Tiefen und Höhen, die Knef erst zu der Ikone gemacht haben, die auch nach ihrem Tod 2002 immer noch neue Fans findet. Ihr Aufstieg ist ohne den Fall danach nicht mal halb so spannend.

Aber Kai Wessel wollte es ganz offensichtlich anders – warum auch immer. DAVID DENK

„Hilde“. R.: Kai Wessel. Mit Heike Makatsch, Monica Bleibtreu. Deutschland 2009, 136 Min. 14. 2., 18 Uhr, Cubix