LERNEN 2.0: DAS MORGEN TRIFFT AUF DAS VORGESTERN

Die Arbeitswelt von morgen trifft auf Mitarbeiter, die in Schulen von vorgestern gelernt haben. Tony Wagner sieht zwei Welten aufeinanderstoßen: Die „alte Welt“ des 19.-Jahrhundert-Klassenzimmers trifft auf die „neue Welt“ des Arbeitsplatzes. Der Harvard-Professor nennt diesen Zwiespalt „The Global Achievement Gap“. „Das ist die Differenz zwischen dem, was unsere besten Schulen lehren und testen, und dem, was sie als Lerner, Arbeiter und Bürger zum Erfolg in der heutigen globalen Wissensgesellschaft brauchen.“

Wagner sieht sieben Kernkompetenzen, die sich Schüler aneignen müssen, um als Bürger und Wissensarbeiter in der Wissensgesellschaft überleben zu können: Kritisches Denken und Problemlösen; Zusammenarbeit zwischen Netzwerken und Führung durch Einfluss; Agilität und Adapationsfähigkeit; Initiative und Unternehmerschaft; Effiziente mündliche und geschriebene Kommunikation; Zugang und Analyse von Informationen; Neugier und Vorstellungskraft.

Man kann nicht sagen, dass dies die Fähigkeiten sind, die Schulklassen traditionellen Zuschnitts trainieren – eine Anordnung, bei der viele passiv zuhören sollen, was der Lehrer vorn erzählt. Die Disziplinen heißen dort: Memorieren, gehorchen und Wissen ausspucken. Interessant ist, dass die reformorientierten Schulen mit ihrem individuellen und selbständigen Lernen die Herausforderungen des Lernen 2.0 treffen: kreativer Einzelner sein, Probleme lösen, kooperieren können.

Die taz-Bildung wird ab heute in loser Folge das Lernen 2.0 beleuchten. Mit Reportagen aus Laptop-Klassen, Porträts vom Lernen mit Blogs und Wikis, Interviews mit Vordenkern des neuen Lernens. Ideen und Kontakt: lernen2.0@taz.de. CIF

Tony Wagner: „The Global Achievement Gap: Why Even Our Best Schools Don’t Teach The New Survival Skills Our Children Need – and What We Can Do About It“. Basic Books 2008, $ 26,95