Frauen sind die besseren Ökos

Die Initiative genanet versucht mit einer Fotoaktion, Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und des Klimaschutzes zu verbinden. Fazit: Frauen denken ökologischer, kommen aber in der aktuellen Debatte seltener zu Wort als Männer

Heidemarie Kellers Botschaft zum Klimawandel ist simpel: „Energisches Handeln statt Zerreden“ lautet sie. Die Menschen sollten weniger Auto fahren, weniger fliegen und sich im Konsumverzicht üben. Gemeinsam mit vielen anderen Frauen – und auch einigen Männern – lässt sie sich am Donnerstagmittag auf dem Hackeschen Markt mit ihrer persönlichen Klimabotschaft fotografieren. Initiiert hat die Aktion die Gruppe „genanet“, die sich seit Jahren für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik einsetzt. Aus Anlass des Frauentages will die Initiative Frauen eine Stimme geben im Kampf gegen den Klimawandel.

Der Andrang am genanet-Stand ist groß. Die Wartenden in der Schlange diskutieren und tauschen Erfahrungen aus. Zur Freude von Ulrike Röhr, der Leiterin von genanet: „Frauen sind sehr interessiert am Thema Klimaschutz. Nur kommen sie viel zu selten zu Wort.“ In Diskussionsforen etwa säßen hauptsächlich Männer, in der Politik und den Führungsetagen der Wirtschaft sei es ähnlich. „Wir wollen deshalb heute, zum Frauentag, die Stimmen von Frauen lauter, hörbarer machen.“

Jede Teilnehmerin der Fotoaktion schreibt deswegen ihre Botschaft auf ein großes Blatt Papier. Ein letzter Blick in den Spiegel, dann wird die Klimaschützerin samt ihrer Botschaft fotografiert. „Die Fotos werden anschließend auf der Internetseite von genanet und als Postkarten veröffentlicht“, erzählt die Fotografin Hannah Förster.

Auf den am Stand aufgehängten Botschaften liest man: „Spatzenhirne der Großkonzerne ernst nehmen“ oder „Öfter mal abschalten“, „Por que el clima de México me importa“ und „Atomstrom rettet das Klima nicht“. Die Zahl der Botschaften wächst über den Tag beständig. Die Gruppe der Neugierigen ebenfalls. Was hat Klimawandel mit Geschlechterdifferenz zu tun? Sind Frauen bessere Menschen, weil sie weniger Auto fahren und häufiger Vegetarier sind?

„Das stimmt tatsächlich. Frauen fahren weniger und kleinere Autos, greifen öfter zu Bioprodukten und essen weniger Fleisch“, bestätigt Röhr. „Der ökologische Fußabdruck von Frauen scheint kleiner zu sein als der von Männern.“ Entscheidend sei auch, dass Frauen und Männer Umweltrisiken unterschiedlich wahrnehmen. „Frauen sind weniger technikgläubig. Sie glauben an die Änderung der Lebensstile und bedenken stärker den Aspekt der Gerechtigkeit in Klimaschutz und Klimawandel.“

Die Vielfalt der Perspektiven beider Geschlechter werde jedoch nicht genutzt. Wie in vielen anderen Bereichen auch behalten die Männer das Ruder in der Hand. „Frauen werden bei politischen und ökonomischen Entscheidungsprozessen im Bereich Energie und Klimaschutz zu stark ausgeklammert“, so Röhr. Dabei liegt gerade ihnen die Zukunft sehr am Herzen, wie aus den vielen Klimabotschaften zum Internationalen Frauentag deutlich wird. MIRJAM NEEBE

www.genanet.de/fotoaktion.html