bundestagswahl 2009
: Von Listenplätzen und Duellen

Auch wenn es noch über zehn Monate bis zur Bundestagswahl sind: Berlinweit haben die Parteien längst begonnen, Direktkandidaten auszusuchen. Und das erste Promi-Duell steht bereits: Der SPD-Bundespolitiker Björn Böhning darf sich in Friedrichshain-Kreuzberg am linksgrünen Aushängeschild Christian Ströbele abmühen. Böhning setzte sich am Mittwochabend in einer Mitgliederbefragung klar durch.

Umkämpft sind aber auch sichere Plätze auf den Landeslisten. Die werden relevant, wenn Parteien über die Zweitstimme mehr Mandate erringen als Wahlkreise über die Erststimme. In Berlin ist die Liste nicht nur für die kleinen Parteien von zentraler Bedeutung, sondern auch für die CDU: Sie gewann 2005 nur einen der zwölf Wahlkreise – sieben gingen an die SPD, drei an die Linkspartei, einer an Ströbele. Die Grünen beschlossen bereits am Sonntag ihre Landesliste, erneut mit Renate Künast an der Spitze. Kommende Woche folgt die CDU. Die SPD lässt sich bis April Zeit. Dennoch ist absehbar, dass alle mit denselben Gesichtern an der Spitze antreten wie 2002: Neben Künast Wolfgang Thierse (SPD), Monika Grütters (CDU), Gregor Gysi (Linkspartei) und Markus Löning (FDP).

So ist auch beim CDU-Parteitag der Spitzenplatz eher eine Formalie. Spannend ist vielmehr, ob sich der zurückgetretene Landeschef Ingo Schmitt nochmals einen sicheren Listenplatz sichern kann. Bei den Mitgliedern gab es zuletzt viel Protest dagegen. Landespolitisch interessant ist auch, dass bei der Linkspartei Stefan Liebich, Exlandes- und Fraktionschef, über die Liste in den Bundestag kommen könnte.

Bei der SPD sucht außer Björn Böhning noch ein weiterer Bundespolitiker Basisanbindung in einem wenig aussichtsreichen Wahlkreis. Bundesgeschäftsführer Kajo Wasserhövel kandidiert in Treptow-Köpenick – sicheres Gregor-Gysi-Land – gegen zwei SPD-Bezirkspolitiker. Das ist nur auf den ersten Blick überraschend. Denn in den Parteien gilt das ungeschriebene Gesetz: Wer sich die Chance auf einen Listenplatz erhalten will, muss sein Gesicht auch vor Ort herhalten und Klinken putzen. Der spannendste Wahlkreis könnte wieder Steglitz-Zehlendorf sein. Dort trennte 2005 nur wenig mehr als 1 Prozentpunkt CDU-Mann Karl-Georg Wellmann und Klaus-Uwe Bennetter, damals SPD-Generalsekretär. Knapp kann es auch in Neukölln werden. STA

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