Das war 2008 (Teil 2)
: Parksorgen und Architekturprobleme

27. Mai: Während einer autonomen Aktionswoche wird ein Haus am Michaelkirchplatz besetzt – und gleich von der Polizei wieder geräumt. In der Nacht brennen 14 Autos. Polizeipräsident Glietsch empfiehlt später: „Porschefahrer sollten nachts nicht in Kreuzberg parken.“

11. Juni: Bei der Matheprüfung für alle Berliner Zehntklässler wird massiv geschummelt. Weil viele die Aufgaben vorab kannten, muss der ganze Zahlensalat wiederholt werden.

7. Juli: Die Unesco setzt sechs Berliner Wohnsiedlungen wegen ihrer wegweisenden, modernen Architektur auf die Liste des Weltkulturerbes.

13. Juli: Mediaspree geht baden: Beim Bürgerentscheid in Friedrichshain-Kreuzberg stimmen fast 90 Prozent der Teilnehmer gegen die geplante Bebauung der Spreeufer in dem Bezirk.

20. Juli: Beim angeblich öffentlichen Gelöbnis stehen ein paar hundert Soldaten gut abgeschirmt von jeder Öffentlichkeit vor dem Reichstag rum.

24. Juli: Bei der öffentlichen Ansprache von Barack Obama drängeln sich rund 200.000 im Tiergarten, um den späteren US-Präsidenten zu sehen. Auf seine Worte kommt es offenbar nicht so an. In den vorderen Reihen haben geschätzte 99 Prozent aller Zuschauer eine Kamera gezückt.

15. August: Klaus Wowereit spricht den wahrsten Satz des Jahres: Das Shoppingcenter Alexa sei ein „Ort der Hässlichkeit“.

23. August: Die NPD hat ein neues Feindbild. Sie demonstriert gegen Hindus, die in Neukölln ein Tempelchen bauen wollen. Die nutzen als religiöses Symbol das Hakenkreuz.

4. September: CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger will nun auch Landesvorsitzender seiner Partei werden. Am Ende hat er keins der beiden Ämter, selbst die Trostkandidatur fürs EU-Parlament wird ihm verwehrt.

25. September: Vor dem Kammergericht beginnt der Prozess gegen angebliche Mitglieder der „militanten gruppe“. Die sollen unter anderem einen Brandanschlag auf Bundeswehrfahrzeuge versucht haben. Der Prozess läuft bis heute.

28. September: Wegen zu geringer Beteiligung scheitert im Bezirk Mitte ein Bürgerentscheid gegen die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung.

11. Oktober: Rund 30.000 protestieren gegen Datensammelwut und Überwachungsstaat. Die Veranstalter haben offenbar ein paar Teilnehmer auf Vorrat gespeichert und reden von 100.000 Demonstranten.

16. Oktober: Die weltweite Finanzkrise erreicht den Berliner Landeshaushalt: 292 Millionen Euro soll die Stadt dem Rettungspaket für die Banken zuschießen. Ein paar Tage zuvor war noch von 7 Milliarden die Rede.

31. Oktober: Tempelhof macht den Abflug.

4. November: Obama raubt vielen Berlinern eine Nacht lang den Schlaf.

12. November: Tausende Schüler demonstrieren an der Humboldt-Uni vorbei. Einige stürmen rein, zerstören drinnen eine Ausstellung über die antijüdischen Pogrome 1938 und werden dafür heftigst getadelt.

12. November: Fast hatte man sich schon an geschlossene Ämter gewöhnt. Jetzt ist der monatelange Arbeitskampf im öffentlichen Dienst auch vorbei, weil der Senat ab Juni 2009 für jeden Mitarbeiter 65 Euro drauflegt.

21. November: Das Landgericht beschließt: Der einstige CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky muss 2009 wegen des Berliner Bankenskandals nochmals auf die Anklagebank.

28. November: Ein Jury wählt den exakt langweiligsten Architektenentwurf für die Stadtschlosskopie aus.

8. Dezember: Polizeipräsident Glietsch will allen Polizisten einen Namen geben – an ihrer Uniform. Das dürfte auch 2009 kaum umgesetzt werden.

13. Dezember: Ganz Fußball-Deutschland spricht von Herbstmeister 1899 Hoffenheim. Zwei Plätze dahinter steht Hertha BSC in der Tabelle. Niemand kann so richtig erklären, warum.

19. Dezember: Zwei Kuriere geben zu, einen Christstollen aus einem Paket geklaut zu haben und ersatzweise irgendein anderes Paket an die Frankfurter Rundschau geschickt zu haben. Dass darin tausende hochsensible Kundendaten der Landesbank Berlin waren, konnten sie ja nicht wissen. GA