Nobel-Vorort ohne Imbissbunde: Kein Döner mehr in Glienicke

In dem Berliner Vorort Glienicke muss der einzige türkische Imbiss-Stand schließen. 400 Bürger haben dagegen Unterschriften gesammelt. Der Bürgermeister vermutet, dass hinter der Kündigung die Konkurrenz steckt.

So international wird Glienicke nie sein. Bild: dpa

Aller Protest hat nichts genutzt. Am Wochenende musste Rauf Acar seinen Döner-Stand am Rand des Einkaufszentrums Sonnengarten in Glienicke/Nordbahn dicht machen. Der türkische Imbissbetreiber ist ratlos, die Glienicker sind sauer. Nach anderthalb Monaten wird ihnen der erste und einzige Döner-Stand in der kleinen Gemeinde am Berliner Stadtrand wieder genommen. Dagegen haben sie Unterschriften gesammelt und offen protestiert. Denn der Stand von Rauf Acar war sauber und ruhig, seine Kunden waren "froh, dass es hier endlich auch mal Döner gibt", wie eine Frau sagt, die mit ihrem Sohn öfter zum Imbiss kam.

In Glienicke gibt es zwar Einkaufsmöglichkeiten, aber kaum Gastronomie und schon gar keine Schnellimbisse. Acar hat also eine Marktlücke entdeckt: "Schon nach kurzer Zeit hatte ich Stammkunden", sagt der 38-jährige Türke, der seit 2001 in Deutschland lebt. Wegen "der positiven Umstände" in Glienicke hatte er fest damit gerechnet, dass seine auf drei Monate befristete Nutzungsvereinbarung auf dem Center-Parkplatz verlängert wird. Das ist nicht geschehen. Am vergangenen Samstag lief die Genehmigung nach nur drei Monaten aus.

Die Kündigung kam überraschend. Erst vor einer Woche hatte der Besitzer des Sonnengartens, der skandinavische Immobilienkonzern NCC, Acar mitgeteilt, dass es für ihn hier nicht weitergeht. Acar hatte keine Zeit zu reagieren. Dafür reagierten die Bürger mit einer Unterschriftenaktion für "ihren Imbiss Sonnengarten". Über 400 Glienicker und ein paar Berliner haben innerhalb weniger Tage unterschrieben. Ausrichten konnten sie damit allerdings nichts.

Warum musste Acar gehen? Offen sagt es niemand, aber es ist zu vermuten, dass der Imbiss einigen langjährigen Mietern des Einkaufszentrums ein Dorn im Auge war - obwohl der Döner-Stand für Supermärkte, Discounter, das Café oder den Backshop sicher keine direkte Konkurrenz darstellte. "Es ist wohl so, dass einige Festmieter den Döner-Stand aus Angst um das eigene Geschäft nicht mochten", sagt jedenfalls Bürgermeister Joachim Bienert (SPD). Von den Ladeninhabern will mit der Presse niemand reden. Noch ein weiteres Gerücht hält sich hartnäckig: Ein türkischer Döner-Stand passe einfach nicht ins schicke Glienicke, eine Imbissbude verschandele die Landschaft.

Zu diesen Vorwürfen schweigt der Immobilienkonzern NCC. Der Leiter für die Vermietung des Einkaufszentrums beruft sich auf die "zeitlich begrenzte Nutzungsvereinbarung", die jetzt ausgelaufen und nicht verlängert worden sei. In seiner Not wandte sich Acar an den Bürgermeister. Dem sind zwar die Hände gebunden, auf das Privatgelände hat er keinen Zugriff. "Aber", sagt Bienert, "wenn Herr Acar einen Antrag an die Gemeinde stellt, werden wir auf unserem Territorium Standorte prüfen."

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