Banker machen sich nützlich

HILFSPROJEKT 200 Mitarbeiter der Daimler-Bank möbeln ein Jugendzentrum in Kreuzberg auf

Sibylle Sterzer hält in der einen Hand eine kleine Wanne mit grüner Farbe, mit der anderen streicht sie gut gelaunt den alten Metallzaun an. Sie trägt ein bordeauxfarbenes T-Shirt mit der Aufschrift „Day of Caring“. „Das hier ist eine nette Abwechslung zum Alltag“, erklärt sie. Eigentlich würde sie nämlich eine Bluse tragen und in der Marketing-Abteilung in der Zentrale von Daimler Financial Services (DFS) am Potsdamer Platz sitzen. Heute aber ist sie, wie rund 200 ihrer Kollegen, im Einsatz, um das Statthaus Böcklerpark auf Vordermann zu bringen.

Das seit 1982 bestehende Kreuzberger Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum hat eine Renovierung dringend nötig. Der etwas versteckt am Landwehrkanal liegende Bungalowbau beherbergt auf 300 Quadratmetern viel Raum für sportliche und kulturelle Veranstaltungen, für Bildung und Freizeit. Draußen gibt es ein wenig illustres Gartencafé, einen Streetball-Platz und einen Streichelzoo.

Der von DFS initiierte „Day of Caring“ findet bereits zum vierten Mal in Berlin statt. Im vergangenen Jahr wurde ebenfalls ein Kreuzberger Jugendzentrum renoviert. Sinn dieses Tages ist es, soziale Verantwortung zu übernehmen, wie der DFS-Vorstandsvorsitzende Jürgen Walker erklärt: „Wenn uns ein Projekt wichtig ist, wollen wir nicht einfach einen Scheck ausstellen. Wir möchten, dass sich unsere Mitarbeiter tatkräftig einbringen.“ Deshalb konnten sie sich freiwillig für diesen „Urlaubstag“ melden. Rund die Hälfte der Belegschaft tat dies auch.

Endlich mal echte Arbeit

Das Unternehmen, das Daimler-Fahrzeuge finanziert und verleast, hat bei 160 Euro Millionen Verlust im 1. Quartal 2009 eigentlich selbst eine große Baustelle. „Über Lohnkürzungen wird heute sicher auch gesprochen. Der Austausch untereinander und das Anpacken für einen guten Zweck ergänzen sich“, erläutert Walker die positiven Effekte der gemeinsamen Handwerksarbeit. Er selbst hilft beim Streichen der Innenräume. Seine Angestellten pflanzen Büsche, bauen Würfelhocker und basteln eine Ikea-Küchenzeile zusammen. Für das Arbeitsmaterial gibt Daimler 60.000 Euro aus, seit einem halben Jahr ist das Projekt in Planung.

Horst Panick, Leiter des Statthauses, freut sich über die Unterstützung: „Schließlich werden die Gelder der Stadt immer weniger.“ Da könne gerade eines der ärmeren Viertel der Republik tatkräftige Hilfe von außen gut gebrauchen. TINA HADERLEIN