Ausstellung zu Oury Jallow: Bilder einer Anklage

Wieso starb der Flüchtling Oury Jallow in einer Dessauer Polizeizelle? Eine Fotoausstellung schildert den fast fünfjährigen Kampf einer Initiative um Aufklärung.

Der Fall schlug bundesweit hohe Wellen: Am 7. Januar 2005 verbrannte der aus Sierra Leone stammende Flüchtling Oury Jalloh in Dessau in einer Zelle. Er war zuvor von der Polizei festgenommen worden, weil PassantInnen meinten, dass er betrunken sei. Für die Polizei stand schnell fest, dass ein Fremdverschulden ausgeschlossen ist, zwei diensthabende Beamte wurden Ende 2008 von dem Vorwurf freigesprochen, an dem Tod mitschuldig zu sein. Ourys FreundInnen und UnterstützerInnen hingegen wollten sich damit nicht zufrieden geben. Sie stellten Fragen: Wie kam das Feuerzeug in seine Zelle? Warum wurden seine Hilferufe ignoriert und der Feueralarm zunächst abgestellt?

Immer wieder haben sie Demos, Mahnwachen und Kundgebungen organisiert, um ihrer Forderung nach Aufklärung der Todesumstände von Jalloh Gehör zu verschaffen. Davon handeln auch die Fotos, die jetzt in einer Ausstellung in Kreuzberg zu sehen sind. Sie stammen überwiegend von FotografInnen des Berliner Kollektivs Umbruch, die die AktivistInnen bei ihren Aktionen begleiteten. Die Bilder zeigen: Häufig werden die AktivistInnen von Passanten ignoriert. Ein Foto zeigt eine Menschenmenge, die auf eine Straßenbahn in Dessau wartet und von den Protesten einige Meter weiter scheinbar überhaupt keine Notiz nimmt.

Weil auf jegliche Hinweise und Erklärungen verzichtet wurde, sind die Besucher der Ausstellung gezwungen, die Gesten und Blicke der Menschen auf den Fotos zu deuten und zu interpretieren. "Wir wollten die Fotos bewusst für sich sprechen lassen", sagt Hermann Bach von Umbruch-Fotoarchiv.

Das Archiv präsentiert seine Arbeiten nicht mehr nur im Internet, sondern auch in Ausstellungen. "Begonnen haben wir 2007 mit einer Wanderausstellung über die Arbeits- und Lebensbedingungen migrantischer ErntearbeiterInnen in Spanien", so Bach. Die Ausstellungstour begann in Graz und endete in Rostock, wo damals der G-8-Gipfel tagte. Die Verbindung von Kunst und Politik prägte auch drei weitere Umbruch-Ausstellungen. Bei der Vorbereitung der Schau über Oury Jalloh sei der Kontakt zu den ProtagonistInnen besonders eng gewesen, berichtet Bach. Viele von ihnen hatte man schon bei früheren Protesten gegen Abschiebung, Residenzpflicht und rassistische Übergriffe kennen gelernt.

Yufani Mbolo ist einer von ihnen. Das Mitglied der "Initiative in Gedenken an Oury Jalloh" sieht die Ausstellung nicht nur als Dokumentation eines fünfjährigen Kampfes um Aufklärung. "Das Verfahren vor Gericht ist nur durch unsere Aktivitäten zustande gekommen", sagt er. Dennoch seien viele Fragen weiter offen. Deshalb bemüht sich Mbolo um die Gründung einer unabhängigen Kommission, die sich mit dem Fall befasst. Dabei geht es nicht nur um Oury Jalloh, sondern auch um viele andere Menschen, die in Polizeihaft schikaniert wurden.

Die Ausstellung "Break the silence" ist bis zum 31. Juli täglich von 15 bis 22 Uhr zu sehen im Café Las Primas in der Wrangelstraße 54, Berlin-Kreuzberg

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