Helfer für Behinderte: Ohne Schulhelfer fällt die Integration aus

Für manche SchülerInnen mit Behinderung war der erste Schultag recht kurz.

Nach zwei Stunden ging es für Max am ersten Schultag gleich wieder nach Hause. Was für andere Kinder verlockend klingt, ist für den Neunjährigen aber kein Spaß: Max ist Autist, er besucht eine Förderschule. Um am Unterricht teilnehmen zu können, braucht er eine Schulhelferin. Die unterstützt ihn dabei, die Fragen der LehrerInnen zu verstehen, die richtigen Hefte zu finden, auch beim Essen und Zur-Toilette-Gehen.

15 Betreuungsstunden hat Doreen Kröber, Max Mutter und Gründerin des "Netzwerks Förderkinder", dafür bei der Senatsbildungsverwaltung beantragt - 3 pro Tag. Nur die Hälfte ist ihr bewilligt worden. Doch zum Schulbeginn am Montag war von der Schulhelferin überhaupt nichts zu sehen. "Niemand wusste, ob und wann jemand kommt", sagt Doreen Kröber. Für die psychische Verfassung von Max, der mit Veränderungen und Aufregung schwer klarkommt, ist das ein Desaster.

Auch Stephanie Loos kann ihren Sohn Mattes in diesem Jahr nur teilweise beschulen - und verliert deshalb sogar gerade ihren Job. Der sieben Jahre alte Mattes, ebenfalls Autist, hat nur zehn Schulhelferstunden bewilligt bekommen. Vergangenes Schuljahr waren es noch doppelt so viel. Deshalb konnte er an einem Integrationsprojekt teilnehmen: Einen Tag in der Woche nahm der Zweitklässler, der sonst ein Förderzentrum für geistig Behinderte besuchte, begleitet von seiner Schulhelferin am Unterricht in einer Integrationsschule teil. Dort werden behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam unterrichtet.

Eigentlich sollte der Integrationsversuch in diesem Schuljahr auf zwei Wochentage ausgedehnt werden. Doch mit zehn Helferstunden geht das nicht. Auch arbeiten kann die Programmiererin Loos so nicht: denn ohne Helfer will die Mutter ihren Sohn, der nicht spricht und nur mithilfe eines selbst gebastelten Bilderbuchs mit der Umwelt kommuniziert, nicht zur Schule schicken. "Wenn er aber künftig nur noch zwei Tage pro Woche zur Schule gehen kann, stehe ich meinem Arbeitgeber nicht mehr ausreichend zur Verfügung", so Loos. Der habe die Kündigung schon abgeschickt.

Acht Millionen Euro stellt der Senat in diesem Jahr für Schulhelfer zur Verfügung. Zu wenig, sagen die Eltern vom Netzwerk Förderkinder: Nötig wären zehn. Denn die Zahl hilfebedürftiger Kinder stieg und steigt ständig, von 860 im Jahr 2005 auf jetzt fast 1.400. Doreen Kröber will nun für mehr Stunden für ihren Sohn klagen. Und wird auch heute wieder mit ihm im Klassenzimmer stehen. ALKE WIERTH

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