Am Rand der Pleite

MAGAZINE Zwei frankophone Berliner Blätter leiden unter Geldmangel. Der Ausweg heißt Improvisation

Mitten in Prenzlauer Berg sitzt Régis Présent-Griot an seinem Schreibtisch in einer Altbauwohnung und raucht Zigarillos. Présent-Griot ist Chef vom Dienst, Chefredakteur und Inhaber der deutsch-französischen Gazette de Berlin in einem. 2006 gründete er gemeinsam mit einigen anderen das „einzige frankophone Zweimonatsblatt zwischen Alpen und Ostsee“, wie es in der Selbstbeschreibung heißt. Das Konzept der Zeitung ist einfach: Beiträge über Deutschland auf Französisch, Beiträge über Frankreich auf Deutsch. Mit einer Auflage von 26.000 erschienen die ersten Ausgaben kostenlos, danach musste man die Auflage auf realistischere 13.000 reduzieren und 1,80 Euro pro Ausgabe nehmen. Doch das Geld fehlt bei der Gazette, weil sie laut Présent-Griot von keiner Stiftung gefördert wird. Allerdings habe man sich auch nicht darum gekümmert, gibt er zu.

Bereits seit Februar 2009 gibt es die Gazette deshalb nur noch virtuell im Internet. „Optimal ist das nicht“, sagt der Chef und betrachtet dabei wehmütig die Stapel der alten Printausgaben in seinem Büro.

Auch das dritte deutsch-französische Blatt BerlinPoche muss improvisieren – das Büro ist Teil der Wohnung von Chefredakteurin Léa Chalmont, die Redaktionskonferenzen finden in einem Neuköllner Café statt.

Seit der ersten Ausgabe 2008 leitet Chalmont die monatlich erscheinende Mischung aus Veranstaltungskalender und Magazin. BerlinPoche erscheint mit einer Auflage von 7.000 Exemplaren und kann für einen Euro an über 60 Orten in Berlin gekauft werden. Ziel der Redaktion ist es, den Franzosen in Berlin die deutsche Kultur und Lebensart näherzubringen. Die Artikel erklären Dinge wie deutsche Ostertraditionen, Graupensuppe, Alba Berlin oder das Phänomen Eckkneipe. Wichtig ist beiden – der Gazette und BerlinPoche –, dass sie keine ausschließlich französischen Magazine sind, sondern frankophone Projekte. Québecer, Algerier und Belgier gehören zur Leserschaft, und auch die Redakteure kommen nicht nur aus Frankreich. Obwohl die Zukunft ihres Projektes BerlinPoche ungewiss ist, bleibt Léa Chalmont optimistisch: „Wir haben kein Geld und wenig Kontakte. Aber unsere Motivation ist groß!“

CLARA BILLEN