Union gegen Dynamo: Rivalität aus einer anderen Zeit

Das Aufeinandertreffen der DDR-Erzrivalen Union und Dynamo zog kaum Publikum. Über die Tore des einstigen Stasi-Vereins BFC jubelte keiner.

Eisern: Union-Fans an der Alten Försterei. Bild: dpa

Nichts hat am Sonntag im Fußballstadion an der Alten Försterei an den bevorstehenden Tag der Deutschen Einheit erinnert. Vor der Oberliga-Partie zwischen der zweiten Mannschaft des 1. FC Union und dem BFC Dynamo glichen die Erzrivalen eher zwei Planeten, die, von Anti-Einheits-Materie abgestoßen, immer weiter auseinanderdriften.

Der Gästeblock in der Köpenicker Arena blieb leer. Vor sechs Jahren erlebten in der Alten Försterei noch 14.800 Zuschauer den 0:8-Untergang von Dynamo gegen Unions erste Mannschaft in der Amateur-Oberliga.

Was ist geschehen? Dynamo aus Hohenschönhausen hat in diesem Jahr auf die von Union angebotenen 1.300 Tickets verzichtet, was auch einen finanziellen Hintergrund hatte. "Union wollte auch noch Vorkasse haben, was nicht üblich ist", begründete BFC-Sprecher Martin Richter den Vorstandsbeschluss, der Partie kollektiv fernzubleiben. "Der BFC hat uns schriftlich mitgeteilt, dass man das angebotene Kartenkontingent nicht abrufen wird", bestätigte Union-Sprecher Christian Arbeit den Boykott.

Nur 1.019 Zuschauer zahlten am Sonntag in Köpenick Eintritt, um den vermeintlichen Evergreen aus der untergegangenen DDR-Epoche zu erleben. Wenn BFC-Fans anwesend gewesen wären, hätten sie sich spätestens nach vier Spielminuten outen müssen, als Tobias Kurbjuweit das 1:0 für Dynamo erzielte. Doch niemand im Stadion applaudierte - außer den Männern auf der Trainerbank der Gäste. BFC-Coach Igor Lazic fühlte sich im Stich gelassen. "Es ist nicht so schön, wenn unsere Fans nicht da sind", gestand er.

Viel Zeit zur Freude blieb ihm nicht. Die Unioner Maurice Trapp, Cihan Selcuk, Steven Skryzbski und Dennis Mrkaljevic brachten ihr Team bald mit 4:1 in Führung. Am Ende stand es 4:2. Fast schien es, als hielten sich die Eisern-Anhänger mit ihrem Triumphgeheul zurück. Zu kümmerlich war die Leistung der Nachfahren des einstigen DDR-Rekordmeisters aus Hohenschönhausen. "Scheiß Dynamo" intonierte der Union-Chor auf den Rängen. Vom einstigen Klassenkampf, der früher zwischen den regimekritischen Union-Underdogs und dem schier übermächtigen Stasi-Verein BFC loderte, war hier nichts zu spüren.

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