Gemeinsam was auf die Beine stellen

POP Bei einem Workshop auf der Musikkonferenz all2getherknow lernen Bands, sich zu vermarkten

Marianne Jacquet ist nervös. Sie und ihre Bandkollegin Fleur Helluin sollen in wenigen Minuten einen Track einspielen. Eigentlich Routine. Doch diese Session ist ungewöhnlich. Außer Produzent Norman Nitzsche sind mehrere Schaulustige und MusikerInnen anwesend. „Wenn wir jetzt einen Fehler machen, kriegen es alle mit“, klagt Jacquet.

Die öffentliche Aufnahme-Session ist Teil des Workshops „Factory“, mit dem am Donnerstag die Musikkonferenz „all2gethernow“ im Club Kater Holzig begann. Ziel des Workshops war, ein vollständiges Album samt Cover zu produzieren. Neun Bands und vier DesignerInnen nahmen daran teil.

Nach wenigen Minuten steht fest, dass die Bedenken Jacquets unbegründet waren: Der Song „Applause Man“ ihrer Band „Mille“ ist nach einem Take im Kasten. Die beiden gehen eine Zigarette rauchen. Sie erzählen, wie angenehm überrascht sie sind von den vielen Angeboten hier: Über die Recording-Session hinaus geben Fachleute an Ständen Ratschläge zu Themen wie Online-Vertrieb, Copyrights und Crowdfunding.

Disziplinen also, die jede Band heutzutage beherrschen sollte. Das wissen auch Jacquet und Helluin, die bisher alles selbst in die Hand genommen haben: von den Aufnahmen über das Coverdesign bis hin zur Planung der Tour. Ein Label haben die beiden nicht. „Unsere Freunde hatten nur negative Erfahrungen mit Plattenfirmen. Darum haben wir einen Bogen darum gemacht“, sagt Helluin. Trotz dieser Anti-Haltung wollen die beiden Musikerinnen die Chance nutzen, sich von den BranchenvertreterInnen beraten zu lassen. Nach der Raucherpause besuchen sie zuerst den Stand von Alexander Duve. Bei dem Musikrechtsexperten erkundigen sie sich, was sie beim Erstellen eines Remix zu beachten haben. Duve rät: Ein Vertrag mit dem Rechteinhaber des Originalsongs muss her.

Bevor sie sich auf den Weg zu den anderen Ständen machen, ziehen sie erste Bilanz: „Es kann doch ganz hilfreich sein, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten“, gibt Jacquet zu. Damit bringt sie auf den Punkt, worum es den VeranstalterInnen bei ihrem Workshop und der Konferenz ging: Leute miteinander zu vernetzen, damit sie gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Im Falle von Mille steht fest: Projekt geglückt. LUKAS DUBRO

Nur noch heute: www.all2gethernow.de