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: Nur auf dem Platz stimmt noch die Moral

FUSSBALL Trotz Unentschieden in Hoffenheim interessiert bei Hertha allein die Trainer-Schlammschlacht

Christian Lell sagte nach dem Spiel, was ein Kapitän dann halt so sagt, wenn er den eigenen Trainer als Förderer wahrnimmt. „Die Mannschaft steht hinter Markus Babbel. Er hat einen Vertrag, alles andere müssen die Verantwortlichen entscheiden.“ 1:1 hatte die Berliner Hertha gerade bei der TSG Hoffenheim gespielt, Innenverteidiger Robert Hubnik in der Nachspielzeit noch zum Ausgleich getroffen.

Doch das Ergebnis und die Aufholjagd waren am Samstag eher von zweitrangigem Interesse. Hertha-Trainer Markus Babbel und Manager Michael Preetz bezichtigten sich nach dem Spiel in der nicht ganz unwichtigen Frage der möglichen Vertragsverlängerung des Trainers gegenseitig der Lüge. Dass Babbel, dessen Vertrag am Ende der Saison ausläuft, noch am Mittwoch im Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern auf der Bank sitzt, scheint ausgeschlossen.

Dennoch lobte der Trainer seine Mannschaft für die „sensationelle Leistung“, die sie zum Vorrundenabschluss gebracht habe. Durch einen Schuss in den Winkel aus 25 Metern waren die zu Beginn zu passiven Berliner in Rückstand geraten (21.), und nur elf Minuten später verloren sie auch noch ihren besten Mann durch Platzverweis.

Allerdings war dieser umstritten: Rafael befreite sich aus der Umklammerung von Sejad Salihovic und stieß diesen ein bisschen gegen die Brust. Salihovic ließ sich theatralisch auf den Boden fallen wie ein Schüler in der Schauspielschule und fasste sich mit seinen Händen ans Gesicht, wo ihn Rafael sicher nicht berührt hatte. Ein Trost: Da die Hoffenheimer ihren Innenverteidiger Vorsah in der 63. Minute nach einer Notbremse gegen Ramos verloren, war das Gleichgewicht in der letzten halben Stunde wiederhergestellt. Zwar durften sich Berliner bei ihrem Torhüter Thomas Kraft bedanken, der nach einem Hoffenheimer Konter den Schuss des frei vor ihm aufgetauchten Vedad Ibisevic hielt (82.) und so den endgültigen K.o. verhinderte. Doch die Hertha machte in der zweiten Halbzeit das Spiel und hatte Pech, als der Ball nach einem Fernschuss des eingewechselten Ronny an den Pfosten des Hoffenheimer Tors knallte. Hubniks späten Ausgleich bezeichnete deswegen nicht nur Hertha-Trainer Babbel als zwar „spät, aber gerecht“.

Trotz Unterzahl bestimmten die Berliner die Begegnung, ihr Trainer hatte sie sogar „taktisch hervorragend“ gesehen. Was allerdings ein wenig übertrieben war, denn erstens war Hoffenheim erschreckend schwach, zum anderen spielten die Berliner richtig gut. Am Ende stimmt wenigstens auf dem Platz die Moral, während sich nach dem Spiel die Verantwortlichen wie alte Feinde gegenüberstanden. Dabei hat die Hertha die Vorrunde nach dem Aufstieg mit nun 20 Punkten sehr gut abgeschlossen. Dafür, dass dies in der Nachbetrachtung keine Rolle spielte, konnte die Mannschaft am wenigsten, sie hat ihr Soll erfüllt. Und auch wenn sich viele Spieler wünschen, dass Babbel bis zum Saisonende Trainer bleibt – sollten sie sich doch schleunigst auf einen neuen Übungsleiter einstellen. Im Gespräch ist vor allem Michael Skibbe, der derzeit noch den türkischen Erstligisten Eskisehirspor trainiert.TOBIAS SCHÄCHTER

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