Diesmal gibt’s Kimchi

Am Montag kommt Asien zum fünften Mal nach Berlin. In diesem Jahr ist Korea das Schwerpunktland der Asien-Pazifik-Wochen. Ein Kennenlernen ist längst überfällig, denn dort boomt die Wirtschaft

VON ADRIENNE WOLTERSDORF *

Vor rund 50 Jahren kam Korea zu uns in Gestalt weißer, heilender Engel. Diesmal kommen die Koreaner mit einem ehrgeizigen Kaleidoskop aus Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft nach Berlin. Half damals eine vom Krieg halbierte Nation der anderen, so begegnen sich ab Montag zwei führende Wirtschaftsnationen, um sich endlich besser kennen zu lernen. Dabei hätte alles schon längst beginnen können.

Bereits Ende der 50er-Jahre führte der Pflegenotstand dazu, dass kirchliche Unternehmen in Korea Krankenschwestern für deutsche Hospitäler anwarben. Bis in die späten 70er-Jahre hinein landeten allein in Tempelhof an die 3.000 bestens ausgebildete Schwestern aus Korea. Kein Wunder, dass die erste organisatorische Spur koreanischen Lebens an der Spree der Verein koreanischer Krankenschwestern e. V. ist – heute eine der ältesten „Gastarbeiter-Organisationen“ der Stadt. Doch mehr gab es hier von Korea lange nicht zu sehen.

Dennoch ist seitdem einiges entstanden: Berlin nennt sich heute selbst gern „Tor zu Asien“, was angesichts der allgemeinen deutschen Verschlafenheit in Sachen Ferner Osten auch stimmt. Allein bei den letzten Asien-Pazifik-Wochen (APW) sollen bis zu eine Million Besucher mal vorbeigeschaut haben. Doch ging es dabei bislang nur am Rande um Korea, das meist im Schatten der Aufmerksamkeit blieb, die man China, Japan oder neuerdings auch Indien schenkt. Nun aber ist das kleine Wirtschaftswunderland Fokus der diesjährigen APW. Der Präsident des Asien-Pazifik-Forums Berlin und ehemalige VW-Shanghai Manager Martin Posth bringt es auf den Punkt: „Wir müssen die Kontakte intensivieren, denn die Spielräume werden enger, und wenn wir 2020 noch mitreden wollen, müssen wir verstehen lernen, wo wir uns anstrengen müssen.“

Geboten werden bis zum 2. Oktober über 200 Veranstaltungen aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Und auch das koreanische Nationalessen Kimchi – eingelegtes Gemüse – dürfte mehr Präsenz in Berlin bekommen.

* nach Diktat verreist