Jugendforum I: Jugend trainiert für Politik

Rund 1.000 Jugendliche tummeln sich beim 9. Berliner Jugendforum im Abgeordnetenhaus. Neben Diskussionen mit Abgeordneten gibt es auch Protest.

Das Jugendforum kann auch Ort für die Durchsetzung politischer Forderungen sein - wie beim Mellowpark. Bild: ap, Miguel Villagran

Diskussionen, Infostände, Breakdance: Jugendliche haben am Samstag das Abgeordnetenhaus übernommen und das Motto des diesjährigen Jugendforums mit Leben gefüllt: "Kreativität trotz(t) Krise".

Denn von krisenhafter Einfallslosigkeit ist bei der neunten Auflage des Events nichts zu spüren. "HipHop-NuStyle-Battle" prangt in großen Lettern auf einem Plakat im Foyer. Doch der Schriftzug, Hinweis auf den nächsten Programmpunkt, ist nicht mit Sprühdosen aufgetragen, sondern mit einfachem, farbigem Klebband.

"Tapeart ist eine neue Art von Kunst, mit Klebeband als einzigem Hilfsmittel", erklärt David Gnad, der auf dem Boden kniet und schon den nächsten Papierbogen beklebt. Im Abgeordnetenhaus hat der Trendsetter die beste Bühne, um Tapeart weiter bekannt zu machen. Rund 1.000 Jugendliche sind gekommen, die neue Kunstform scheint bei Anklang zu finden.

Derweil beginnt nebenan das besagte "HipHop-NuStyle-Battle": Im Halbkreis sitzen Mädchen und Jungs, wippen zu lauten HipHop-Bässen und feuern lautstark den Tänzer an. Der muss das Publikum mit seiner Choreografie überzeugen, um sich gegen seine KontrahentInnen durchzusetzen und die nächste Runde zu erreichen.

Ein Stockwerk höher, in Raum 107, sind die Bässe immer noch zu vernehmen. Wo sonst die Fachausschüsse tagen, müssen sechs Abgeordnete aus allen Fraktionen ihre Stimme anheben, um auf die Fragen von Jugendlichen zu antworten. "Bildungsstreik, Schulreform, Zukunftsvision: Worauf steuern wir zu?" lautet der Titel der Diskussionsrunde.

Durchwegs Zustimmung erhalten dabei Moritz und Elena für ihr Projekt "Lehrerzeugnisse": An ihrer Schule, dem Willi-Graf-Gymnasium in Lichterfelde, arbeiten die Schüler an einer Beurteilung der Lehrer durch deren Klassen. "Schüler sollen lernen, Kritik zu üben, genauso wie Lehrer lernen müssen, mit ihr umzugehen", bestärkt die FDP-Abgeordnete Mieke Senftleben die Schülervertreter. Mit dem Vorschlag, die Bezahlung von LehrerInnen stärker durch Leistungsanreize zu gestalten, erntet sie allerdings Widerspruch. "Sollte es für unsere Lehrer nicht Ansporn genug sein, Wissen an uns Schüler zu vermitteln?", fragt eine Teilnehmerin.

Unterdessen artikuliert sich auf den Fluren Protest: Einige Jugendsozialarbeiter haben sich mit Badekappen und Taucherbrillen kostümiert. Mit dem Slogan "Jugendarbeit geht baden" protestieren sie gegen Stellenabbau und die Streichung von Kinder- und Jugendprojekten in Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow.

Dass das Jugendforum auch Ort für die Durchsetzung politischer Forderungen sein kann, wissen die Jugendlichen vom Mellowpark in Treptow-Köpenick. Beim letzten Jugendforum warben sie um Unterstützung für den Umzug an die Wuhlheide. Zwölf Monate später steht Projektleiter Jens Werner strahlend im Abgeordnetenhaus: "Wir haben es geschafft. Nun erobern wir uns das Gelände."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.