Bühnenzoff am Ku’damm

CITY WEST II Soll man die Boulevardhäuser unbedingt erhalten? Bürger und Theatermacher sind sich uneins

Die Einwohner von Charlottenburg-Wilmersdorf sind am Sonntag eingeladen, in einem Bürgerentscheid über die Rettung der Ku’damm-Bühnen abzustimmen. Dazu aufgerufen hat der gleichnamige Verein unter Leitung des Theaterclub-Vorsitzenden Otfried Laur (s. Interview). Für einen Erfolg des Entscheids müssen sich mindestens 35.688 Bürger beteiligen und mindestens 51 Prozent davon mit Ja stimmen. Bei dem vorangegangenen Bürgerbegehren waren mehr als 9.000 Unterschriften für den Erhalt der Bühnen gesammelt worden.

Der Verein fordert die Politik auf, neben dem Erhalt der historischen Spielstätten Komödie und Theater am Kurfürstendamm die Theater zu subventionieren. Die beiden Boulevardbühnen im „Ku’damm Karree“ sollen einem neuen Geschäftskomplex weichen. Investor ist die irische Ballymore-Gruppe. Sie sieht als Ersatz einen Theaterneubau in dem Komplex vor.

Sowohl Theaterdirektor Martin Woelffer als auch der Regierende Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) hatten den Verein Rettet die Ku’damm-Bühnen wegen seines Engagements scharf kritisiert. Laut Wowereit und Woelffer würden die Initiatoren des Bürgerentscheids Ballymore verschrecken und so das Weiterbestehen der Bühnen gefährden.

Die beiden Theater wurden von Max Reinhardt gegründet und haben eine über 80-jährige Geschichte. Die Entwürfe für die Gebäude stammen von Oskar Kaufmann, der Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Berliner Theater entwarf, darunter Volksbühne und Hebbeltheater. In den 70er Jahren wurden die Theater in das Geschäftshaus Ku’damm Karree eingebettet, das jetzt als sanierungsbedürftig gilt. (dapd, taz)