der große public-value-test (5)
: Heute: das Dickschiff

Was ist gut fürs Gemeinwohl? Die Öffentlich-Rechtlichen finden: ihre Inhalte – und wollen auch das Internet damit füllen. Die Privaten finden: Das ist nicht deren Auftrag. Am 23. Oktober klopfen die Ministerpräsidenten Spielregeln für das digitale Zeitalter fest. Bis dahin fragen wir: Wie ist es denn nun um den sogenannten Public Value der Sender bestellt?

Name: Das Erste

Alter: 53

Sitz: überall und nirgends. Die Programmdirektion wohnt beim BR in München, ARD-aktuell beim NDR in Hamburg

Merkt man davon was? Spätestens ab November, wenn der ARD-Programmdirektor nicht mehr Günter Struve heißt

Vorsitzender: Fritz Raff, Intendant des Saarländischen Rundfunks

Parteibuch: SPD

Gehört: irgendwie uns allen. Die ARD glaubt aber, sie gehöre in erster Linie sich selbst.

Information: 20,4 Prozent

Unterhaltung: 45,7 Prozent

Marktanteil (September): 12,7 Prozent. 7,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.

Programm-Highlights: der sonntägliche „Tatort“ (jedenfalls einige). Die Liebeleien zwischen Gerhard Delling und Günter Netzer bei Sportübertragungen. Die Tatsache, dass der Fernsehfilm am Mittwoch doch nicht der Degetoisierung zum Opfer viel. Und natürlich „hart aber fair“.

Tiefpunkte: dass am Mittwoch bei „hart aber fair“ mal wieder keine einzige Frau war. „Börse im Ersten“ mit den „Aktien sind was Tolles“-Grinsebären, denen es derzeit ein bisschen die Sprache verschlägt. Außerdem der Vorabend: Telenovela-Flopps, die immer mal wieder ausgetauscht werden, und Daily Soaps aus dem „wahren“ Leben wie „Verbotene Liebe“ und „Marienhof“. Außerdem Harald Schmidt, der, 2004 teuer für unsere GEZ-Gebühren eingekauft, mäßig vor sich hin witzelt.

Typisch bei daserste.de: Videoarchive und Podcasts von „Käpt’n Blaubär“ bis „Anne Will“, die ein bisschen wackeliger laufen als in der Mediathek der Kollegen vom ZDF. Dazu Angebote wie tagesschau.de, die für die Verleger „elektronische Presse“ sind, weshalb sie den heiligen Krieg ausgerufen haben.

Public Value: die „Sendung mit der Maus“. Hier kann man auf jeden Fall immer etwas dazulernen. Läuft seit 1971 jeden Sonntag im Ersten. Durchschnittsalter des Publikums: ca. 40 Jahre.

Bilanz: nicht ganz so verschnarcht wie ihr Werbespruch „Ihr gutes öffentliches Recht“

Inoffizielles Motto: Wir sind viel blauer als das ZDF.

Fazit: „Das Erste“ bleibt immer die Nummer 1. Zumindest auf der Fernbedienung.