Schweizer Schauspieler Marti: Beat und Brot

Der Schweizer Beat Marti macht kein Hehl daraus, dass Schauspieler Geld verdienen müssen. Im "Für meine Kinder tu ich alles" (Di, 20.15 Uhr, Sat.1) spielt er den verständnisvollen Lehrer.

Beat Marti mit Filmpartnerin Lisa Martinek während der Dreharbeiten. Bild: dpa

"Hallo, ich bin der Beat", sagt Beat Marti zur Begrüßung. So weit, so gewöhnlich - wenn er seinen Vornamen nicht aussprechen würde wie "Beatles", "Beat-Club", "Beatnik". Als Schweizer in Berlin muss man eben so manches Zugeständnis machen: Bevor man immer wieder ungläubig gefragt wird: "Wie Beate ohne e?", spricht man den Namen lieber für jeden verständlich aus.

Seit rund zehn Jahren lebt der gebürtige Churer nun in Berlin - sehr gerne, aber nicht ganz freiwillig. Der Markt in der Schweiz ist klein, kaum 20 Kino- und Fernsehfilme werden dort pro Jahr gedreht, Marti ist der Arbeit hinterhergezogen. Wegzugehen sei schon deswegen gut, sagt er, "weil du immer höher eingestuft wirst, wenn du zurückkommst. In deutschen Produktionen gesehen zu werden, erhöht meinen Marktwert in der Schweiz."

Diesem Phänomen verdankt er seine erste Kinohauptrolle in Thomas Imbachs "I Was a Swiss Banker", der 2007 sowohl bei der Berlinale als auch auf dem Filmfestival in Locarno lief. Die Rolle des Schwarzgeld schmuggelnden Bankers Roger Caviezel war nicht nur wegen ihrer Prominenz ungewöhnlich und daher besonders wichtig für Marti, sondern auch weil sich Imbachs poetisches Märchen wohltuend von der TV-Konfektion absetzt, die Marti und seine Familie ernährt.

"Es ist völlig legitim, auch mal etwas zu machen, was seinen Idealen nicht entspricht", findet der 36-Jährige, gestählt durch Rollen in der Krankenhausserie "Alphateam" und der Reife-Frauen-Telenovela "Rote Rosen". "Entscheidend ist, dass die Mischung zwischen Brotjobs und Idealjobs stimmt." Und dass man rechtzeitig die Notbremse zieht: "Serien und Telenovelas kann man nicht jahrelang machen, sonst kommt man aus der Schublade nie wieder raus."

Dieses pragmatische Selbstverständnis nimmt den Gesprächspartner schnell für Marti ein, der seine Brotjobs weder schönredet noch verteufelt, wie es Kollegen bisweilen tun. "Ich finde es falsch, wenn Schauspieler gewisse Fernsehrollen als Leichen im Keller betrachten", sagt er. "Solange ich mich immer wieder beweisen und zeigen kann, habe ich damit kein Problem."

Heute Abend ist Beat Marti in dem Sat.1-Familiendrama "Für meine Kinder tu ich alles" zu sehen, in dem eine Mutter sich ihren Kindern zuliebe prostituiert, am Ende dann aber doch lieber ein Café eröffnet. Darin spielt Marti den Lehrer ihres ältesten Sohns, der dem Jungen über den Selbstmord seines Vaters hinweghilft - der Mutter netterweise auch. Es ist eine dankbare Rolle für Marti, diesen Lehrer Tom kann man nämlich nur nett finden. Beweisen allerdings muss sich Marti in der Rolle nicht. Den jugendlichen Kumpeltyp schüttelt er locker aus dem Ärmel.

Schauspielerische Herausforderungen sind für ihn eher Projekte wie "I Was a Swiss Banker" oder die Thomas-Hürlimann-Verfilmung "Der große Kater", in der Marti den Vater von Bruno Ganz Figur spielt - allerdings aus nachvollziehbaren Gründen nur in Rückblenden. "Lieber wäre es mir natürlich gewesen, mal mit ihm direkt zu drehen", gibt Marti zu. Der Film soll im Herbst in die Kinos kommen.

Im ersten Halbjahr 2008 habe er überhaupt nicht gearbeitet, erzählt Marti bereitwillig, weil er alle Rollen abgelehnt hat, die zu nah an seinem "Rote Rosen"-Image waren - diese Entscheidung habe sich ausgezahlt: "Mittlerweile werde ich für die unterschiedlichsten Charaktere besetzt. Das war immer mein Ziel."

Und wenn sich irgendwann niemand mehr über seinen komischen Vornamen wundert, dann hat Beat Marti es wohl endgültig geschafft.

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