Der Idiot, der aus der Kälte kam

TV-KRIMI „Kommissar Süden und der Luftgitarrist“ (20.15 Uhr, ZDF)

Kommissar Süden kommt mal wieder zu spät. Durch die Autoscheibe, die er hektisch vom Eis des frostigen Münchner Winters befreit, blickt er in die weit aufgerissenen Augen eines Erfrorenen, der sich im Todeskampf die Kleider vom Leib gerissen hat. Ein klarer Fall von „Kälte-Idiotie“, klärt der Gerichtsmediziner Süden und Kollegen auf.

Mit dieser unversöhnlichen Szene beginnt der zweite vom ZDF verfilmte Fall des von Friedrich Ani erdachten Ermittlers – und „Kommissar Süden und der Luftgitarrist“ ist noch besser als der erste, was nicht weiter wundert, denn Dominik Graf hat Regie geführt.

Doch dass der Film – wieder mehr Drama als Krimi, wieder ohne Happy End – einer geworden ist, bei dem man zwischendurch auf die Uhr schaut, in der Hoffnung, die 90 Minuten mögen noch lange nicht vorbei sein, ist natürlich nicht nur Verdienst von Regie und Buch, sondern insbesondere auch dem grandiosen Ensemble zu verdanken.

Neben Ulrich Noethen, der den selbsternannten „geselligen Einzelgänger“ Tabor Süden so virtuos unergründlich gibt, glänzen (und das ist keine Floskel) Martin Feifel und Jeanette Hain, die Südens Kollegen Martin Heuer und Sonya Feierabend verkörpern. Beide, das dauerschwitzende, saufende Urviech und die ätherische, unnahbare Schöne, bekommen unter Grafs Regie ein bisschen mehr Luft als bei Martin Enlen, der den ersten Film inszenierte.

„Kommissar Süden“ ist also ganz großes Fernsehen. Hoffentlich hat das auch das ZDF gemerkt und lässt den beiden Testfilmen noch viele weitere folgen, die in ein München führen, wie es im Fernsehen noch nie zu sehen war, mit Figuren, die so prägnant und glaubwürdig sind, wie es im Fernsehen nur selten zu sehen ist. DAVID DENK