Ein Tag ohne Ritzau

DÄNEMARK Der öffentlich-rechtliche Rundfunk probt den Verzicht auf Agenturticker

Nicht nur deutsche Medien verzichten zunehmend auf die Dienste von Nachrichtenagenturen. Auch DR, der öffentlich-rechtliche dänische Rundfunk, legte jüngst einen Tag ohne Ticker der Nachrichtenagentur Ritzau ein. Und genau wie ihre deutschen Kollegen werten auch die Dänen das Experiment als durchweg geglückt.

Ulrik Haagerup, DR-Nachrichtenchef, betont gegenüber Journalisten, der Zeitschrift des dänischen Journalistenverbands, zwar, dass man „nicht unbedingt“ auf die Dienste von Ritzau verzichten werde. Aber man werde die Nachrichtenarbeit überdenken. Das Ziel sei, „gründlicher und schneller eigene Geschichten“ zu produzieren. Die eingefahrene Gewohnheit, auf Ticker zuzugreifen, könne dabei ein Hemmnis sein: „Und wir werden ja dafür bezahlt, dass wir das bestmögliche Produkt liefern.“ Dass DR Miteigentümer von Ritzau ist, stellt für Haagerup keinen Widerspruch dar: „Es kann nicht unser primäres Ziel sein, Arbeitsplätze bei Ritzau zu erhalten.“

Die Nachrichtenagentur kämpft mit sinkenden Einnahmen. Laut einem im April präsentierten Sparplan müssen umgerechnet fast eine Million Euro jährlich gespart werden. Das könnte ein Zehntel der 100 JournalistInnen ihren Job kosten. Der Journalistenverband hat die Idee einer Art staatlicher Subvention für Ritzau lanciert. Um den Medien auch in Zukunft ein Grundangebot an dänischen Nachrichten zu sichern, könne ein „Public Service“-Modell notwendig werden.

In Finnland verzichtet das öffentlich-rechtliche Radio und Fernsehen YLE schon seit einigen Jahren auf die Dienste der nationalen Nachrichtenagentur und zog einen eigenen Nachrichtendienst auf. Der norwegische Staatsrundfunk NRK diskutiert einen ähnlichen Schritt.

REINHARD WOLFF