CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Strippen und Stimulieren

Sie trägt edle schwarze Dessous, er schwarze Socken und ausgebeulte Boxershorts. Man könnte es leicht übersehen: Hannelore Martens (Francesca Vanthielen) und Pieter van In (Herbert Flack) sind gerade beruflich unterwegs. Sie ist Untersuchungsrichterin, er Kommissar und verheiratet sind die beiden auch. In einem Swingerclub in Brügge jagen sie Hehlerware hinterher, die sie auf die Spur eines Mörders führen soll. So kommt – wie praktisch – bei der verdeckten Rotlichtrecherche auch noch ein bisschen Abwechslung in die durch den frischen Zwillingsnachwuchs arg übermüdete Ehe.

Keine Frage, Verbrechen und sexuelle Energie gehen oft Hand in Hand. Wie aber in diesem Krimi nach Vorlage des belgischen Bestsellerautors Pieter Aspe wirklich jede Handlungswendung dazu genutzt wird, Frauen und Männer beim Strippen, gegenseitigen Stimulieren und Kopulieren zu zeigen, folgt der Dramaturgie eines Softpornos: Da passt es ins auf den Effekt zielende Erzählkonstrukt von „Mord in Brügge“ (Regie: Jan Matthys), dass ein Luxuscallgirl ausgiebig und stets leicht bekleidet zwischen Russenmafia, Hochfinanz und großer belgischer Politik verkehrt – und so die Geschichte um eine CD-ROM mit brisantem Material am Laufen hält.

Zwei weitere Aspe-Adaptionen hat das ZDF für die kommenden Sonntage noch parat. Die hatte man schon vor fünf Jahren abgedreht – und nun werden sie als echtes Sommerlochfutter versendet. Mal sehen, ob es in die nächsten Wochenenden dann wenigstens irgendwann auch mal das im Titel versprochene Brügge zu sehen gibt. Aspe gilt ja als einer der berühmtesten Söhne der bei Touristen so beliebten Stadt – komisch, dass des Autors Heimat aber gar nicht richtig in der Krimireihe vorkommt. Im ersten Teil jedenfalls will die Handlung einfach nicht aus den Schlafzimmern und Swimmingpools, aus den SM-Kellern und Pärchenclubs herausfinden. Das hat Brügge nicht verdient.

■ „Pieter Aspe – Mord in Brügge: Die Affäre Dreyse“, So., 22 Uhr, ZDF