„Ich haue immer noch drauf, in alle Richtungen“

ELMAR HÖRIG Der Radio- und TV-Moderator ist mit seinen derben Sprüchen oft angeeckt, 1999 stellte ihm der SWR das Mikro ab. Seitdem moderiert „Elmi“ mal hier, mal da, aber nie „für umme“, surft auf Lanzarote oder golft in Baden-Baden

Der „Radiogott“, wie er sich auf seinem Myspace-Profil bescheiden nennt, spielt jetzt öfter Golf. Jeden Dienstag, Donnerstag und Sonntag setzt sich Elmar Hörig in seinen VW Sharan, der Porsche ist ihm dafür zu schade, fährt die fünf Minuten zum Golfplatz Baden-Baden und macht eine 18-Loch-Runde. Dabei gehe es ernst zu, versichert der 60-Jährige, seine Golfpartner belästige er nicht mit seinen Sprüchen.

Seine Sprüche, dafür lieben seine Fans „Elmi“ bis heute. Seine Sprüche, die fanden die Verantwortlichen beim Südwestfunk, der dann im Südwestdeutschen Rundfunk aufging, irgendwann gar nicht mehr spaßig. 1999 wurde Hörig das Mikrofon abgestellt, weil er Schwulenwitze machte, die als homophob verurteilt wurden. Für Hörig war das nur ein Vorwand. Er wurde nach 18 Jahren beim Sender mundtot gemacht, sagt er, weil er auch immer wieder über die „Luschen Politiker“ herzog.

Nach dem Rauswurf hat er erstmal ein Jahr Pause gemacht, dann bei Rockland Radio eine eigene Show gehabt, dann bei Radio Regenbogen, zuletzt – bis in diesem Frühjahr – bei Radio Köln. Ein Gott stieg ab. In dieser Reihe wäre es nur logisch, würde er bei einem kleinen Webradio anheuern, wie es sich einige Fans wünschen. Die Freiheit würde ihn reizen, der Verdienst nicht: „Ich arbeite nicht für umme.“

Dabei brauche er eigentlich kein Geld mehr, sagt er. Vor allem bei Sat.1, wo er in den 90ern mit der Spielshow „Bube, Dame, Hörig“ täglich vormittags zu sehen war, hat er gut verdient und kann nun von seinen Ersparnissen leben. Er kann jetzt das machen, was er will. Etwa seine Sammlung von Beatles-O-Tönen pflegen und ausbauen.

Das Radio heute, das könne man weitgehend vergessen, sagt Hörig. Überall Einheitsbrei, immer die gleichen Hits, die hoch und runter laufen. Und alles so brav. Keiner traue sich, gegen den Strich zu bürsten. Bei Elmi war der Mund stets schneller als der Kopf. „Ich haue immer noch drauf, in alle Richtungen“, sagt er. Und sei es nur am Steuer seines Autos, wenn der Radiomoderator todlangweilig ist. Dann blafft Hörig gegen die Windschutzscheibe und bringt seinen Spruch: So müsstest du’s machen!

Im November fährt Hörig mit seiner Frau wieder nach Lanzarote, wo er ein Haus hat und die Hälfte des Jahres verbringt. Er surft gern. Aber wenn ein Angebot von einem Sender kommen sollte, könnte er auch von dort jederzeit wieder on air gehen. In seinem Haus hat er sich ein Studio einrichten lassen.SEBASTIAN ERB