Wiener Tatort "Ausgelöscht": Das Böse in unserer Mitte

Das Ermittlerduo zeigt einen spielerischen Schmäh allererster Güte, sodass sogar die ganzen losen Enden wurscht sind. Und Simon Schwarz glänzt in der Rolle des Inkasso-Heinzi.

Das Schmuckstück am Hals der Barfrau Linda (mi) wird zum Indiz. Bild: rbb/ORF/Ingo Pertramer

Und wieder darf Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) nicht in ein anderes Bundesland abhauen. In Wien muss er ermitteln, mit seiner neuen, etwas abgewrackten Assistentin Bibi Fellner (Adele Neuhauser).

Ein Toter mit Kugeln in Schädel und Knie trudelt nackt im Einkaufswagen übers Parkdeck, später noch einer. "Ausgelöscht", damit sie nichts ausplaudern, die Ostblockmafia ist da streng. "In Wahrheit ist wurscht, obs redest oder nicht, es macht immer peng", wie die "Bibi-Puppi" mittags beim Braten mit Soß' anmerkt.

Ein "bulgarischer Killer" treibt sich also in "Ausgelöscht" (Buch: Uli Brée; Regie: Harald Sicheritz) in Wien herum. Diese Typen aus Osteuropa, sie sind hier das organisierte Böse. Sie brechen bei Juwelieren ein, heißen Galabova, Imanow, Obremowitsch oder so, genau kann man sich das nie merken; sie tragen Beige oder Billigleder mit Bling-Bling.

Und sie sprechen eine Sprache, die keiner versteht, was sie gleich noch verdächtiger macht. Dass dann noch die Wiener Schickeria mit drinhängt, mildert diesen Eindruck kaum.

Das Ermittlerduo zeigt einen spielerischen Schmäh allererster Güte, sodass sogar die ganzen losen Enden wurscht sind. Egal, warum die Eisner-Tochter Bibis Wohnung renoviert und dass sie einen neuen Lover hat. Egal auch die Abspecktortur von Eisner, der, was sonst, im Salat stochern muss. Immerhin: Er leidet ganz großartig.

Leider wirkt die Fellner in ihrer zweiten Folge fast schon zu angepasst. Suchtprobleme? War da was? Nur ihr Techtelmechtel mit Zuhälter Inkasso-Heinzi (herrlich schmierig: Simon Schwarz), verweist auf ihre Vergangenheit. Apropos: Solch depperte Figurennamen vergibt man nur an Österreicher.

"Das Böse ist ewig und überall", sagt Eisner anfangs mal launig. Sechs Minuten vor Schluss fällt es einem dann auf: Man hatte das Böse die ganze Zeit vor sich. Und weiß auf einmal, warum man dauernd so ein dumpfes Gefühl hatte. Doll.

Tatort: "Ausgelöscht", 29.5., 20.15 Uhr, ARD

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.