HARALD KELLER DER WOCHENENDKRIMI
: Kein Pardon für die Helden

Ob bei „Spooks“ (ZDF/ZDFneo), in der US-Serie „The Good Wife“ (Kabel 1) oder in der vom ZDF kofinanzierten dänischen Serie „Protectors – Auf Leben und Tod“, in anderen Ländern herrschen offensichtlich weniger Skrupel, Fernsehkrimis mit aktuellen politischen Themen zu versetzen und dabei kritisch Stellung zu beziehen.

Gleich die erste Folge der zweiten Staffel von „Protectors“ führt an einen internationalen Brennpunkt: Die dänische Außenministerin plant einen Besuch in Islamabad, um die dortige Botschaft wiederzueröffnen, die nach den Protesten gegen die Mohammed-Karikaturen geschlossen worden war.

Was ihren Personenschützern besondere Sorge bereitet, ist das Vorhaben, im pakistanischen Hinterland eine Schule zu besuchen. Jasmina El-Murad (Cecilie Stenspil), Tochter eines ägyptischen Vaters, sowie zwei ihrer Kollegen werden ausgeschickt, um die Sicherheitslage zu bewerten. Vorher werden sie von Teamleiter Leon nüchtern instruiert: „Für den Fall des Falles musst du einen Abschiedsbrief an deine Angehörigen schreiben.“ Und bald zeigt sich: Der Fall des Falles tritt ein.

Die Serie folgt dem Suspense-Prinzip. Die Tatzeugen vor dem Bildschirm wissen mehr als die Protagonisten und bangen um deren Sicherheit. Das wird angereichert mit politischen, psychologischen, soziologischen Inhalten, die dem Ganzen erst den nötigen Gehalt verleihen, ohne der Handlung im Wege zu stehen. Dabei kennen die Autoren – das ist ein Qualitätsmerkmal – kein Pardon mit ihren Hauptfiguren. Das Publikum darf nicht damit rechnen, dass jede überlebt. Zudem sind die Helden fehlbar, und sie durchleben nachvollziehbare persönliche Krisen – die zweite, die unterschwellige Spannungsebene.

Und auch das ist lobenswert: Die Inhalte jeder Folge sind auf das Vorausgegangene abgestimmt. Man vergleiche nur mal, wie salopp dies beispielsweise in den „Tatorten“ gehandhabt wird.

„Protectors – Auf Leben und Tod“, So. 22.00 Uhr, ZDF