Regisseur Silber über TV-Komödie: "In der Finanzwelt sind alle kostümiert"

Persönlich hält Regisseur Rolf Silber eine Quote für problematisch. So widmet sich seine Geschlechterkomödie "Männer ticken, Frauen anders" diesem Thema auch nur am Rande.

Frei wie ein Vogel? In der Welt der Frankfurter Hochfinanz wird mit harten Bandagen gekämpft. Bild: dapd

taz: Herr Silber, in "Männer ticken, Frauen anders" geht es um Macht, den Konkurrenzkampf der Geschlechter und um Rating-Agenturen. Wie sind Sie darauf gekommen, sich an derart harte Kost zu wagen?

Rolf Silber: Der Impuls dafür ging von der Producerin Josephine Belke aus. Mit ihr habe ich schon einen Film gemacht, der in der Frankfurter Finanzwelt spielt. Erfolgreiche Frauen in der Wirtschaft - das Thema hat uns interessiert: karrierebewusst, erfolgreich und trotzdem sympathisch. Frauen, die sich gegen die Unverschämtheiten der Männer wehren müssen. Es ist einfach eine Ungerechtigkeit, wenn Frauen rausgemobbt oder als Chefin verhindert werden, obwohl sie die besser qualifizierten sind.

Es gibt im Film zwar fiese Kerle, aber der eigentliche böse Konkurrent, Michael von Marck, kommt ganz schön sympathisch daher.

Wir wollten keine Dichotomien aufbauen, nach dem Motto: Weil unsere Heldin im Rahmen des Erwartbaren gut ist und unsere Sympathie hat, müssen nun ihre Gegner alle die letzten Drecksäcke sein. Viel spannender sind doch die Kombinationen, in die Leute gesetzt werden.

Der Film spielt zwar in einer Frankfurter Rating-Agentur, aber über deren Arbeit erfährt man nicht allzu viel. Was hat Sie am Thema Finanzwelt interessiert?

Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann absolvierte der 58-Jährige ein Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Er arbeitet als Drehbuchautor und Regisseur.

Die Leute dort sind im Grunde genommen alle kostümiert, das ist natürlich eine wunderbare Voraussetzung für einen Komödienautor. Mit ihrem Kostüm oder Anzug ziehen sie sich morgens tatsächlich ein Kostüm an und ziehen auch eine Charaktermaske über. Nach außen müssen sie immer signalisieren: "Wir sind ganz zuverlässige, ganz tolle Gestalten.

Wir sind völlig unemotional, gehen nur nach objektiven Kriterien vor." Das ist natürlich Quatsch und gar nicht durchzuhalten, und trotzdem versuchen sie das und geraten dadurch in wunderschöne Widersprüche. Das Thema Finanzwelt ist noch lange nicht auserzählt, das wird uns noch die nächsten Jahre beschäftigen.

"Männer ticken, Frauen anders" ist eine Komödie mit Drama- und Krimielementen. Konnten Sie sich nicht entscheiden?

Ich bin ein ganz großer Freund von Genremix. Unser Hauptinteresse aber war es, diese Männer/Frauen-Geschichte zu erzählen. Und wir fanden, dass das über die Komödie am besten funktioniert. Das war eine bewusste Entscheidung, weil wir dadurch Leute an das ja doch sehr trockene Thema Finanzwelt ranführen können. Und auch an die Problematik, wie ich eine Frau sympathisch zeige, die sich in der Männerwelt nach vorne kämpfen will. Und zwar ohne dass die dann sofort unter Zickenverdacht gerät.

Die Frauenquote ist im Film nur am Rande Thema. Wo bleibt der Bezug zur aktuellen Debatte?

Wir haben ganz bewusst versucht, Begriffe wie Quote rauszulassen. Uns war klar, dass wir nicht wissen können, wo die Diskussion steht, wenn der Film fertig ist. Bei Vorlaufzeiten von vier Jahren kann man schlecht an aktuelle Debatten anknüpfen. Deshalb haben wir versucht, es auf die emotionalere Ebene zu reduzieren. Wir wollten auch keine Entscheidung darüber treffen, ob die Frauenquote richtig ist oder ob es anderer Instrumente bedarf.

Ich persönlich halte eine Quote immer für problematisch. Wenn man genug gesellschaftlichen und beruflichen Druck aufbaut, kommt die Sache auch in Bewegung. Als ich anfing, Filme zu machen, gab es nur wenige Fernsehregisseurinnen, inzwischen ist es relativ selbstverständlich, dass fast die Hälfte aller Fernsehregisseure Frauen sind. Da redet keiner mehr drüber.

Wollen Sie damit sagen, dass Gleichberechtigung eine natürliche gesellschaftliche Entwicklung ist, die nur Zeit braucht?

Nein, ich glaube, dass man schon Druck machen muss. Ich denke, der gesellschaftliche Druck und auch der Druck im Diskurs, in der sozialen, kulturellen und politischen Diskussion, der ist stabiler, als wenn man es über eine Quote bricht, die immer angreifbarer ist.

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