NATALIE TENBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Wo alle vom Dorf sind

So etwas kommt in der Kleinmädchenliteratur nicht vor! In „Conny lernt Reiten“ herrscht großer Frieden zwischen allen Geschöpfen. In „Zwei Brüder“ dagegen wird der Besitzer eines Pferdehofs ermordet, ein Hengst entführt, und ganz sauber scheint die trauernde Familie nicht zu sein. Die schöne, doch griesgrämige Mutter (Barbara Auer) spielt ihre Gebrechen herrisch aus, der eine Sohn (Florian Stetter) scheint geknechtet bis zum Abwinken, der andere höchst verwirrt (Franz Dinda).

Dass ihr Verhältnis nicht völlig unbelastet ist, deutet schon der Titel an. Was sich nach einem Krimi aus dem properen Westfalen anhört und teilweise auch so aussieht, spielt in Brandenburg. Zum Glück. In Westfalen, wo das Pferd sogar im Landeswappen prangt, wäre alles in einer Erzählung vom Reiter und seinem Stand versandet. In dem ein Polohemdenmädchen aus gutem Hause hätte vorkommen müssen oder ein Reitlehrer oder ein korrupter Lokalpolitiker.

Nicht so im strukturschwachen Flächenland. Hier sind alle gleichermaßen vom Dorf. Da wäre die Kriminalhauptkommisarin Olga Lenski (Maria Simon), die schwanger durch die Felder zieht, am Navi in ihrem „A-Team“-Van scheitert und schließlich doch ganz abgeklärt die richtigen Fragen stellt.

Dass sie so jung und frisch rüberkommt, liegt auch am beleibten Horst Krause, der so drollig ist wie sein Name und ihn daher für die Rolle behalten durfte. Krause schiebt sein russisches Motorrad in die Werkstatt, stellt dem ehemaligen Stallmeister nach und verzweifelt am Foto für den Dienstausweis.

Wenn Brandenburg immer so wäre, man würde sofort aufs Land ziehen – wenn es dort nur Parkplätze gäbe! Weil es die angeblich nicht gibt, warten wir lieber die nächsten Folgen ab. Wenn die genauso schön geschrieben (Buch: Stefan Kuhlmann und Nils Willbrandt, Letzterer auch Regie) und gespielt sind, könnte man wenigstens über eine Datsche nachdenken.

Brandenburg-„Polizeiruf 110: Zwei Brüder“, So., 20.15 Uhr, ARD